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Mehrsprachiges Demographisches Wörterbuch (zweite Ausgabe 1987)

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(Wilhelm Winkler und Wörterbuchkommission der Union, erste Ausgabe 1966)
 
(Charlotte Höhn et al., zweite Ausgabe 1987)
 
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Man versteht unter {{TextTerm|Erkrankungshäufigkeit|1}} ({{TextTerm|Morbidität|1}}) die Zahl der Erkrankungen an bestimmten {{TextTerm|Krankheiten|2}} auf eine Bevölkerung. Die Bearbeitung der {{TextTerm|Krankheitsstatistik|3}} ({{TextTerm|Morbiditätsstatistik|3}}) ist erschwert durch das Fehlen einer strengen Grenzlinie zwischen Krankheit und Gesundheit, um die {{TextTerm|Krankheitsfälle|4}} festzustellen. Die {{TextTerm|Statistik des Gesundheitswesens|5}} umfaßt einen weiteren Bereich als die Krankheitsstatistik; sie hat alle Tatsachen zum Gegenstand, die sich auf die Gesundheit einer Bevölkerung beziehen. Zu ihr rechnet man auch die Statistik der {{TextTerm|Sterblichkeit nach Todesursachen|6}}; denn viele Krankheiten können auch {{TextTerm|Todesursache|7}} sein. Die Statistik benützt zu ihrer Darstellung häufig kombinierte Todesursachen- und Krankheitsverzeichnisse ({{RefNumber|22|1|5}}).
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Unter dem Oberbegriff {{TextTerm|Morbidität|1}} werden ganz allgemein {{TextTerm|Krankheiten|2}} in einer Bevölkerung untersucht. Zwei verschiedene Aspekte sind dabei zu berücksichtigen: die {{TextTerm|Krankheitsinzidenz|3}}, {{TextTerm|Erkrankungshäufigkeit|3}}, und die {{TextTerm|Krankheitsprävalenz|4}} {{TextTerm|Krankheitshäufigkeit|4}}, je nachdem ob nur neu eingetretene {{TextTerm|Krankheitsfälle|5}}, {{TextTerm|Erkrankungsfälle|6}}, im Sinne einer Ereignismasse oder aber alle zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem bestimmten Zeitraum bestehenden Krankheitsfälle bzw. kranken Personen (Bestandsmasse) betrachtet werden. Ein kritischer Punkt für die Erhebung und Aufbereitung von {{TextTerm|Morbiditätsstatistiken|6}} besteht darin, daß eine strenge Grenzlinie zwischen den Zuständen Gesundheit und {{TextTerm|Krankheit|7}} meist nicht gezogen werden kann. {{TextTerm|Nosologie|8}} und {{TextTerm|Nosographie|9}} tragen zur Definition, Klassifizierung bzw. Beschreibung von Krankheiten bei.
{{Note|1| u. 2. {{NoteTerm|Krankheit}}, S. f., betont mehr die objektive Seite, {{NoteTerm|Erkrankung}}, S. f., die subjektive Seite des Krankseins, letzteres auch den Eintritt in die Krankheit bezeichnend, — {{NoteTerm|krank}}, Adj. — {{NoteTerm|erkranken}} an ..., V. i.}}
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{{Note|4| Je nach der Länge des Berichtszeitraumes wird bei der Krankheitsprävalenz zwischen einer {{NoteTerm|Stichtagsprävalenz}} (engl.: point prevalence) und einer {{NoteTerm|Zeitraumprävalenz}} (engl.: period prevalence) unterschieden.}}
{{Note|3| {{NoteTerm|Morbidität}}, S. f. — {{NoteTerm|morbid}}, Adj. (= {{NoteTerm|krankhaft}}), meist im übertragenen Sinn und pejorativ gebraucht.}}
 
{{Note|5| Kerngebiet der Gesundheitsstatistik ist die {{NoteTerm|Medizinische Statistik}}. Abweichend von „Medizinische Statistik” bedeutet {{NoteTerm|Medizinalstatistik (Statistik der sanitären Verhältnisse)}} die Bearbeitung und die Ergebnisse der bei den Medizinalverwaltungen anfallenden Meldungen über die sanitären Verhältnisse.}}
 
  
 
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Die Gliederung der Sterbefälle nach Todesursachen ist dadurch erschwert, daß Sterbefälle nicht nur durch eine {{TextTerm|einzelne Todesursache|1}}, sondern auch durch {{TextTerm|mehrere (komplexe) Todesursachen|2}} bewirkt sein können. Im letzteren Falle unterscheidet man das {{TextTerm|unmittelbar zum Tode führende Leiden|3}} und das {{TextTerm|Grundleiden|4}}. Unter einem anderen Gesichtspunkt ist zwischen {{TextTerm|primärer Todesursache|5}} und {{TextTerm|Neben-, Begleit-Leiden bzw. -Krankheit|6}} ({{TextTerm|konkomitierender Todesursache|6}}) zu unterscheiden. Die {{TextTerm|Sterbeziffer nach Todesursachen|7}} wird häufig auf 100000 der Bevölkerung berechnet. Man berechnet auch den {{TextTerm|Anfeil der Sterbefälle nach Ursachen|8}} an allen Sterbefällen ({{TextTerm|relative Mortalität|8}}).
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Die {{TextTerm|Statistik des Gesundheitswesens|1}} -auch {{TextTerm|Gesundheitsstatistik|1}} oder {{TextTerm|Medizinalstatistik|1}} genannt - schließt die Morbiditäts-statistik ein, erstreckt sich aber auch auf die Erfassung weiterer gesundheitsrelevanter Aspekte einer Bevölkerung. Im allgemeinen gehört dazu auch die Statistik der {{TextTerm|Sterblichkeit nach Todesursachen|2}} oder der {{TextTerm|todesursachenspezifischen Sterblichkeit|2}}. Die Klassifikation von Sterbefällen nach {{TextTerm|Todesursachen|3}} wird dadurch erschwert, daß in vielen Fällen - insbesondere bei älteren Menschen -nicht eine {{TextTerm|alleinige Todesursache|4}} ({{TextTerm|Unikausalität|4}}) vorliegt, sondern {{TextTerm|multiple Todesursachen|5}} bzw. {{TextTerm|zusammenhängende, komplexe Todesursachen|5}} zusammenwirken, also eigentlich von einer {{TextTerm|Multikausalität|5}} auszugehen ist. Gemäß einer Kausalkette bietet sich dann eine Unterscheidung an zwischen dem {{TextTerm|unmittelbar zum Tode führenden Leiden|6}} ({{TextTerm|direkte Ursache|6}}) und den {{NonRefTerm|vorausgegangenen Ursachen einschließlich des}} {{TextTerm|Grundleidens|7}} ({{TextTerm|ursprüngliche Ursache|7}}). Unter einem anderen Blickwinkel kann auch zwischen der {{TextTerm|Haupttodesursache|8}}, {{TextTerm|primären Todesursache|8}}, und den {{TextTerm|Neben- oder Begleitleiden|9}}, {{TextTerm|sekundären Todesursachen|9}}, {{TextTerm|konkomitierenden Todesursachen|9}}, unterschieden werden. {{TextTerm|Todesursachenspezifische Sterbeziffern|10}} werden üblicherweise je 100 000 Einwohner berechnet. Das Verhältnis der Zahl der Sterbefälle an bestimmten Todesursachen zu der Gesamtzahl der Sterbefälle (alle Todesursachen) wird als {{TextTerm|Anteil der Sterbefälle nach Todesursachen|11}} oder als {{TextTerm|Todesursachenquote|11}} bezeichnet und meist als Prozentwert dargestellt. Eine derartige prozentuale Verteilung der Sterbefälle nach Todesursachen gibt Aufschluß über die {{NewTextTerm|Todesursachenstruktur|12}} z.B. in einer bestimmten Altersgruppe oder in der Gesamtbevölkerung.
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{{Note|2| Kurz auch {{NoteTerm|Todesursachenstatistik}} genannt. Um die internationale Vergleichbarkeit von Todesursachenstatistiken zu erleichtern, werden in den meisten Ländern die Todesursachen nach den Positionen der Internationalen Klassifikation der Krankheiten, Verletzungen und Todesursachen ({{NoteTerm|ICD}}) verschlüsselt, die von der Weltgesundheitsorganisation ({{NoteTerm|WHO}}) herausgegeben wird.}}
  
 
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Tod oder „Arbeitsunfähigkeit” ({{RefNumber|42|5|6}}) kann die Folge einer „Krankheit” ({{RefNumber|42|0|2}}), einer {{TextTerm|Verletzung|1}} oder einer {{TextTerm|Vergiftung|2}} sein. Die Verletzungen können entweder durch {{TextTerm|Unfall|3}} oder durch sonstige {{NoteTerm|gewaltsame}} (oder {{TextTerm|heimtückische) Einwirkung|4}} verursacht sein. Unter den letzteren sind zu unterscheiden {{TextTerm|Selbstmord|5}} und {{TextTerm|Selbstmordversuch|5}} einerseits, {{TextTerm|Mord|6}}, {{TextTerm|Totschlag|6}}, {{TextTerm|Körperverletzung|6}}, {{TextTerm|verbrecherische Vergiftung|6}} andererseits. Die durch Kriegshandlungen herbeigeführten Todesfälle, {{TextTerm|Kriegstoten Verluste|7}} ({{TextTerm|Kriegssterbefälle|7}}) und die durch Kriegshandlungen herbeigeführten {{TextTerm|Verwundungen|7}} ({{TextTerm|Kriegsverletzungen|7}}) werden gewöhnlich gesondert ausgewiesen.
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Tod oder {{NonRefTerm|Arbeitsunfähigkeit}} ({{RefNumber|42|6|2}}) können die Folge von {{NonRefTerm|Krankheiten}} ({{RefNumber|42|0|2}}) oder von {{TextTerm|Verletzungen|1}} bzw. {{TextTerm|Vergiftungen|2}} sein, welche ihrerseits wiederum durch {{TextTerm|Unfälle|3}} oder (sonstige) {{TextTerm|Gewalteinwirkungen|4}} verursacht werden. Bei Gewaltein Wirkungen wird normalerweise zwischen {{TextTerm|Selbstmorden|5}} und {{TextTerm|Selbstmordversuchen|5}} bzw. {{TextTerm|Selbstbeschädigungen|5}} einerseits und {{TextTerm|Mord|6}}, {{TextTerm|Totschlag|6}} und {{TextTerm|vorsätzlichen Verletzungen und Vergiftungen durch eine andere Person|6}} an dererseits unterschieden. {{TextTerm|Kriegssterbefälle|7}} und {{TextTerm|Kriegsverletzungen|7}} ({{TextTerm|Schadensfälle bei Kriegshandlungen|7}}) werden im allgemeinen gesondert ausgewiesen.
{{Note|1| und 7. {{NoteTerm|Verletzung}}, S. f., ist der allgemeinere Begriff (z. B. innere Verletzung), während {{NoteTerm|Verwundung}}, S. f. im allgemeinen nur für „Kriegsverletzungen” gebraucht wird und eine offene (blutende) Wunde voraussetzt. — {{NoteTerm|verletzen}}, V. t. — {{NoteTerm|verwunden}}, V. t.}}
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{{Note|3| Besondere Berücksichtigung erfahren heute die Verkehrsunfälle.}}
{{Note|4| Die Bezeichnung {{NoteTerm|gewaltsamer Tod}} kann sich auch auf den Tod durch Unfall beziehen.}}
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{{Note|6| {{NoteTerm|Fahrlässige Tötung}} wird in der Todesursachenstatistik im allgemeinen der Unfallsterblichkeit zugerechnet.}}
{{Note|6| {{NoteTerm|Fahrlässige Tötung}} wird in der Statistik gewöhnlich den Todesfällen durch „Unfall” ({{RefNumber|42|2|3}}) zugezählt.}}
 
  
 
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Gewisse {{TextTerm|übertragbare Krankheiten|1}} ({{TextTerm|ansteckende Krankheiten|1}}, {{TextTerm|Infektionskrankheiten|1}}) sind Gegenstand besonderer Maßnahmen, da sie sich unter Umständen schnell ausbreiten; man nennt sie {{TextTerm|epidemische Krankheiten|2}} ({{TextTerm|Seuchen|2}}), und sie sind Gegenstand der {{TextTerm|Seuchenstatistik|3}} ({{NoteTerm|Statistik der ansteckenden}} Krankheiten<sup>3</sup>). Ihre statistische Erfassung ist darum leicht, weil sie in der Mehrzahl der tänder der Meldepflicht unterliegen ({{TextTerm|meldepflichtige Krankheiten|4}}). Man unterscheidet Krankheiten auch nach der Art ihres Verlaufes in {{TextTerm|chronische Krankheiten|5}} mit einem langsamen Verlauf und {{TextTerm|akute Erkrankungen|6}} mit einem schnellen Verlauf.
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Als {{TextTerm|Endemie|1}} wird eine {{NonRefTerm|Krankheit}} ({{RefNumber|42|0|2}}) bezeichnet, von der ständig weite Bevölkerungskreise betroffen sind, im Gegensatz zu einer {{TextTerm|Epidemie|2}}, die sich innerhalb einer relativ kurzen Zeit ausbreitet und auch wieder verschwindet. Eine Epidemie, die in einer Vielzahl von Ländern auftritt, wird {{TextTerm|Pandemie|3}} genannt. Gewisse {{TextTerm|infektiöse Krankheiten|4}} oder {{TextTerm|übertragbare Krankheiten|4}} sind Gegenstand besonderer Maßnahmen, da sie sich unter Umständen schnell ausbreiten können. Man spricht dann von {{TextTerm|epidemischen Krankheiten|6}} oder auch von {{TextTerm|Seuchen|5}}, die durch spezielle Statistiken - die {{TextTerm|Statistiken der epidemischen Krankheiten|6}}, {{TextTerm|Seuchenstatistiken|6}} - erhoben werden. Die statistische Erfassung wird dadurch erleichtert, daß die meisten dieser Krankheiten in vielen Ländern der gesetzlichen Meldepflicht unterliegen; sie werden dann auch als {{TextTerm|meldepflichtige Krankheiten|7}} bezeichnet. Nach der Art ihres gewöhnlichen Verlaufs wird manchmal zwischen {{TextTerm|chronischen Krankheiten|8}} und {{TextTerm|akuten Krankheiten|9}} unterschieden. Diese Begriffe sind nicht eindeutig definiert, aber unter akuten Krankheiten werden im allgemeinen solche mit plötzlichem Entstehen und von kurzer Dauer verstanden (schneller Verlauf), während sich chronische Krankheiten i.d.R. langsam entwickeln und lange andauern (langsamer Verlauf).
{{Note|1| {{NoteTerm|übertragbar}}, Ad}. — {{NoteTerm|übertragen}}, V. t. — {{NoteTerm|Übertragung}}, S. f.}}
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{{Note|4| Die Begriffe {{NoteTerm|übertragbare Krankheiten}}, {{NoteTerm|ansteckende Krankheiten}} und {{NoteTerm|infektiöse Krankheiten}} sind nicht gleichbedeutend. Eine ansteckende Krankheit kann nur direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden. Malaria, eine übertragbare Krankheit, ist dagegen nicht ansteckend. Andererseits sind manche infektiösen Krankheiten nicht zu den übertragbaren Krankheiten zu rechnen.}}
{{Note|2| {{NoteTerm|epidemisch}}, Adj. — {{NoteTerm|Epidemie}}, S. f.}}
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{{Note|6| Die {{NoteTerm|Epidemiologie}} beinhaltet auch die Untersuchung von Zusammenhängen zwischen einem biologischen oder medizinischen Phänomen und verschiedenen anderen Faktoren, wie z.B. dem Tabakkonsum in der „Epidemiologie des Lungenkrebses” oder die statistische Analyse geographischer Unterschiede in gesundheitsrelevanten Tatbeständen.}}
{{Note|3| {{NoteTerm|anstecken}}, V. t. — {{NoteTerm|Ansteckung}}, S. f.}}
 
{{Note|4| {{NoteTerm|melden}}, V. t. — {{NoteTerm|Meldung}}, S. f.}}
 
  
 
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Unter den Todesursachen sind für den Demographen von besonderem Interesse {{TextTerm|angeborene Mißbildungen|1}} ({{TextTerm|angeborene Fehlbildungen|1}}) {{TextTerm|Krankheiten der Neugeborenen|2}} und die Gesamtheit derjenigen Krankheiten und Verletzungen, die man mit dem Ausdruck Krankheiten der {{TextTerm|Schwangerschaft, bei Entbindung und im Wochenbett|3}} bezeichnet. Diese verursachen die {{TextTerm|Müttersterblichkeit|4}}. Die Sterbefälle dieser Art können entweder auf die Gesamtbevölkerung bezogen werden — nach Art der Berechnung der Todesursachenziffern — oder auf die Zahl der Empfängnisse, in deren Ermangelung auf die Zahl der Lebendgeborenen, ein Maß, das sich der „Letalitätsziffer” ({{RefNumber|42|5|7}}) nähert. Der Anteil der allgemein der {{TextTerm|Altersschwäche|5}} ({{TextTerm|Senilität|5}}) zugeschriebenen Sterbefälle oder der Sterbefälle aus nicht näher bezeichneten Todesursachen kann als ein Maß für die Güte der Todesursachenstatistik betrachtet werden.
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Gewisse Aspekte der Sterblichkeit sind in der Demographie von besonderem Interesse: die {{TextTerm|endogene Sterblichkeit|1}} die zurückzuführen ist auf die genetische Konstitution des Individuums, auf {{TextTerm|angeborene Mißbildungen|2}}, {{TextTerm|kongenitale Anomalien|2}}, Geburtsverletzungen oder degenerative {{NonRefTerm|Krankheiten}} ({{RefNumber|42|0|2}}), welche mit dem Alterungsprozeß des Organismus verbunden sind. Die {{TextTerm|exogene Sterblichkeit|3}} ist im Gegensatz dazu durch äußere Ursachen bedingt, wie z.B. parasitäre oder {{NonRefTerm|infektiöse Krankheiten}} ({{RefNumber|42|3|4}}) und Unfallverletzungen (mit Ausnahme der Geburtsverletzungen von Neugeborenen). Eine besondere Beachtung wird auch allen jenen Krankheiten und {{NonRefTerm|Verletzungen}} ({{RefNumber|42|2|1}}) beigemessen, die im Zusammenhang mit {{NonRefTerm|Schwangerschaft}} ({{RefNumber|60|2|5}}), {{NonRefTerm|Entbindung}} ({{RefNumber|60|3|4}}) und dem {{NonRefTerm|Wochenbett}} ({{RefNumber|60|3|6}}) auftreten. Die Sterblichkeit an diesen {{NonRefTerm|Todesursachen}} ({{RefNumber|42|1|3}}) wird zur {{TextTerm|Müttersterblichkeit|5}} zusammengefaßt, und die {{TextTerm|Müttersterbeziffer|6}} läßt sich berechnen, indem die Zahl der Müttersterbefälle eines Jahres auf die Zahl der Geburten dieses Jahres bezogen wird. Ferner ist auch die Sterblichkeit an {{TextTerm|Altersschwäche|7}} oder {{TextTerm|Senilität|7}} von Bedeutung, allerdings wird ein zu hoher Anteil der dieser Todesursache in den obersten Altersgruppen zugeschriebenen Sterbefälle oft auch als Anzeichen für die mangelnde Qualität der entsprechenden {{NonRefTerm|Todesursachenstatistik}} ({{RefNumber|42|1|2}}*) gewertet.
{{Note|2| Man teilt die Säuglingssterbefälle nach der Ursache bisweilen in solche mit {{NoteTerm|endogener Verursachung}} und solche mit {{NoteTerm|exogener Verursachung}} ein. Die ersteren betreffen Ursachen, die in der Konstitution des Neugeborenen liegen, die letzteren ergeben sich aus dem Kontakt des Säuglings mit der Außenwelt (z. B. Geburtsakt, Infektion).}}
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{{Note|5| {{NoteTerm|Altersschwäche}}, S. f. — {{NoteTerm|altersschwach}}, Adj. — {{NoteTerm|Senilität}}, S. f. — {{NoteTerm|senil}}, Adj.}}
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1 u. 3. Diese Unterscheidung zwischen der Sterblichkeit durch endogene und durch exogene Verursachung wird vor allem bei französischen Untersuchungen zur {{NonRefTerm|Säuglingssterblichkeit}} ({{RefNumber|41|0|1}}) verwendet, die dann in {{NoteTerm|endogene Säuglingssterblichkeit}} und {{NoteTerm|exogene Säuglingssterblichkeit}} unterteilt wird.
  
 
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=== 425 ===
  
Die hauptsächlichen {{TextTerm|Maßzahlen der Morbidität|1}} ({{RefNumber|42|0|1}}) beziehen sich entweder auf die Häufigkeit der Erkrankungen, ihre Dauer oder ihre Schwere. Diese Maßzahlen können entweder für jede „Krankheit” ({{RefNumber|42|0|2}}) allein oder für die Gesamtheit der Erkrankungen berechnet werden. Die {{TextTerm|Erkrankungsziffer|2}} ({{TextTerm|Morbidi-tätsziffer|2}}, {{TextTerm|Erkrankungshäufigkeit|2}}) wird berechnet durch Beziehung der in einem Zeitabschnitt auftretenden Erkrankungsfälle (Neuerkrankungen) auf den mittleren Stand der zugehörigen Bevölkerungsgruppe. Eine andere Maßzahl der Erkrankungen wird dargestellt durch die {{TextTerm|Krankenbestandsziffer|3}}, das ist die Zahl der an einem Stichtag gezählten Kranken, bezogen auf den Stand der zugehörigen Bevölkerung (Bevölkerungsgruppe). Die {{TextTerm|durchschnittliche Krankheitsdauer|4}} und die {{TextTerm|durchschnittliche Zahl der Krankheitstage|5}} der Personen der betrachteten Gruppe in einer Beobachtungszeit sind Maße der durch die Krankheit bewirkten {{TextTerm|Arbeitsunfähigkeit|6}}. Die Häufigkeit der Todesfälle auf die Zahl der erkrankten Personen, das ist die {{TextTerm|Letalitätsziffer|7}} ({{TextTerm|Letalitätskoeffizient|7}}) drückt die Schwere der Erkrankungen aus. Sie wird meist nur für akute Erkrankungen berechnet.
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Die wichtigsten {{TextTerm|Maßzahlen der Morbidität|1}} ({{RefNumber|42|0|1}}), gelegentlich {{TextTerm|Morbiditätsziffern|1}} genannt, beziehen sich auf drei Aspekte: die Häufigkeit, die Dauer und die Schwere von Krankheiten. Diese {{NonRefTerm|Maßzahlen}} ({{RefNumber|13|2|4}}) können entweder für einzelne {{NonRefTerm|Krankheiten}} ({{RefNumber|42|0|2}}) allein oder für die Gesamtheit der Krankheiten berechnet werden. Zwei Maßzahlen für die Häufigkeit von Krankheiten sind zum einen die {{TextTerm|Erkrankungsziffer|2}}, {{TextTerm|Krankheitsinzidenzziffer|2}}, {{TextTerm|relative Erkrankungshäufigkeit|2}}, welche sich in Analogie zur {{NonRefTerm|Sterbeziffer}} ({{RefNumber|40|1|2}}) durch Beziehung der in einem bestimmten Zeitraum beobachteten Zahl neuer {{NonRefTerm|Krankheitsfälle}} ({{RefNumber|42|0|5}}, Neuerkrankungen) auf den durchschnittlichen Stand der zugehörigen Bevölkerung(sgruppe) ergibt, und zum anderen die {{TextTerm|relative Krankheitshäufigkeit|3}}, {{TextTerm|Krankenstandsquote|3}}, d.h. der an einem Stichtag oder innerhalb eines bestimmten Berichtszeitraums ermittelte {{TextTerm|Anteil kranker Personen|3}} oder von Krankheitsfällen in der betrachteten Bevölkerung(sgruppe). Die Krankheitsdauer kann sowohl durch die {{TextTerm|durchschnittliche Krankheitsdauer je Krankheitsfall|4}} als auch durch die {{TextTerm|durchschnittliche Zahl der Krankheitstage|5}} gemessen werden; die erstgenannte Maßzahl bezieht die Gesamtzahl der Krankheitstage auf die Gesamtzahl der Krankheitsfälle, die zweitgenannte bezieht diese Zahl der Krankheitstage auf die {{NonRefTerm|durchschnittliche Bevölkerung}} ({{RefNumber|40|1|5}}) des jeweiligen Jahres. Als Maßzahl für die Schwere von Krankheiten kann die {{TextTerm|Letalitätsquote|6}} dienen, welche Aufschluß über die Häufigkeit von {{NonRefTerm|Sterbefällen}} ({{RefNumber|40|1|3}}) unter den erkrankten Personen gibt, oder genauer über den Anteil der Fälle mit tödlichem Ausgang an den registrierten Krankheitsfällen.
{{Note|2| In der „Humangenetik” ({{RefNumber|10|3|4}}) versteht man unter {{NoteTerm|Erkrankungswahrscheinlichkeit}} — der technischen Definition einer Wahrscheinlichkeit nicht ganz entsprechend — die Zahl der anlagebedingten Krankheitsfälle auf 1000 Personen derjenigen Altersgruppen, die am Ende der sogenannten {{NoteTerm|Gefährdungsperiode}} (d. h. des häufigsten Erkrankungsalters) liegt.}}
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{{Note|3| Man findet hierfür gelegentlich auch die Bezeichnung {{NoteTerm|Krankheitsprävalenzziffer}}, die den gemeinten Sachverhalt jedoch weniger präzise beschreibt als die Begriffe relative Krankheitshäufigkeit oder Anteil kranker Personen.}}
{{Note|5| Von „Arbeitsunfähigkeit” spricht man nur innerhalb einer gewissen zeitlichen Grenze. Wo diese überschritten wird, handelt es sich um {{NoteTerm|Erwerbsunfähigkeit}} ({{NoteTerm|Berufsunfähigkeit, Invalidität}}).}}
+
{{Note|4| Bei der Berechnung werden gewöhnlich nur Erkrankungen berücksichtigt, deren Dauer eine bestimmte Karenzzeitüberschreitet; diese Karenzzeiten- meist 1 bis 3 Tage - ergeben sich aus den für die Krankenversicherungssysteme getroffenen gesetzlichen Regelungen über {{NonRefTerm|Arbeitsunfähigkeits}}meldungen (vgl. §426).}}
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Als {{TextTerm|gesundheitliche Beeinträchtigung|1}} läßt sich allgemein jede physische, funktionale oder psychische Schwächung bezeichnen, die von einer {{NonRefTerm|Krankheit}} ({{RefNumber|42|0|2}}), {{NonRefTerm|Verletzung}} ({{RefNumber|42|2|1}}) oder {{NonRefTerm|angeborenen}} bzw. erblichen {{NonRefTerm|Mißbildung}} ({{RefNumber|42|4|2}}) herrührt. Krankheiten und {{NonRefTerm|Unfälle}} ({{RefNumber|42|2|3}}) können dazu führen, daß eine Person nicht mehr in der Lage ist, ihre gewohnte Tätigkeit zu verrichten oder an den normalen Lebensaktivitäten teilzunehmen; diese {{TextTerm|Arbeitsunfähigkeit|2}} kann sich vollständig oder nur partiell auswirken. Von Arbeitsunfähigkeit spricht man aber nur innerhalb einer gewissen zeitlichen Grenze. {{TextTerm|Dauernde Arbeitsunfähigkeit|3}} stellt dagegen einen irreversiblen Zustand dar, es handelt sich dann sozialrechtlich um {{NewTextTerm|Berufsunfähigkeit|7}} oder {{NewTextTerm|Erwerbsunfähigkeit|8}}, auch {{TextTerm|Invalidität|4}} genannt. Die Wahrscheinlichkeit, daß eine gesunde Person im genauen Alter von x Jahren im darauffolgenden Altersjahr oder im Verlauf von n Jahren nach dem genauen Alter x auf Dauer arbeitsunfähig wird, wird als {{TextTerm|Invalidisierungsrisiko|5}} bezeichnet. Auf der Grundlage derartiger Wahrscheinlichkeiten lassen sich sogenannte {{TextTerm|Invaliditätstafeln|6}} aufstellen, bei denen das Modell der {{NonRefTerm|Sterbetafel}} ({{RefNumber|43|2|1}}) eine spezielle Anwendung findet.
  
 
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Aktuelle Version vom 5. März 2010, 11:43 Uhr


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Section | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 20 | 21 | 22 | 23 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | 35 | 40 | 41 | 42 | 43 | 50 | 51 | 52 | 60 | 61 | 62 | 63 | 70 | 71 | 72 | 73 | 80 | 81 | 90 | 91 | 92 | 93

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Unter dem Oberbegriff Morbidität1 werden ganz allgemein Krankheiten2 in einer Bevölkerung untersucht. Zwei verschiedene Aspekte sind dabei zu berücksichtigen: die Krankheitsinzidenz3, Erkrankungshäufigkeit3, und die Krankheitsprävalenz4 Krankheitshäufigkeit4, je nachdem ob nur neu eingetretene Krankheitsfälle5, Erkrankungsfälle6, im Sinne einer Ereignismasse oder aber alle zu einem bestimmten Zeitpunkt oder in einem bestimmten Zeitraum bestehenden Krankheitsfälle bzw. kranken Personen (Bestandsmasse) betrachtet werden. Ein kritischer Punkt für die Erhebung und Aufbereitung von Morbiditätsstatistiken6 besteht darin, daß eine strenge Grenzlinie zwischen den Zuständen Gesundheit und Krankheit7 meist nicht gezogen werden kann. Nosologie8 und Nosographie9 tragen zur Definition, Klassifizierung bzw. Beschreibung von Krankheiten bei.

  • 4. Je nach der Länge des Berichtszeitraumes wird bei der Krankheitsprävalenz zwischen einer Stichtagsprävalenz (engl.: point prevalence) und einer Zeitraumprävalenz (engl.: period prevalence) unterschieden.

421

Die Statistik des Gesundheitswesens1 -auch Gesundheitsstatistik1 oder Medizinalstatistik1 genannt - schließt die Morbiditäts-statistik ein, erstreckt sich aber auch auf die Erfassung weiterer gesundheitsrelevanter Aspekte einer Bevölkerung. Im allgemeinen gehört dazu auch die Statistik der Sterblichkeit nach Todesursachen2 oder der todesursachenspezifischen Sterblichkeit2. Die Klassifikation von Sterbefällen nach Todesursachen3 wird dadurch erschwert, daß in vielen Fällen - insbesondere bei älteren Menschen -nicht eine alleinige Todesursache4 (Unikausalität4) vorliegt, sondern multiple Todesursachen5 bzw. zusammenhängende, komplexe Todesursachen5 zusammenwirken, also eigentlich von einer Multikausalität5 auszugehen ist. Gemäß einer Kausalkette bietet sich dann eine Unterscheidung an zwischen dem unmittelbar zum Tode führenden Leiden6 (direkte Ursache6) und den vorausgegangenen Ursachen einschließlich des Grundleidens7 (ursprüngliche Ursache7). Unter einem anderen Blickwinkel kann auch zwischen der Haupttodesursache8, primären Todesursache8, und den Neben- oder Begleitleiden9, sekundären Todesursachen9, konkomitierenden Todesursachen9, unterschieden werden. Todesursachenspezifische Sterbeziffern10 werden üblicherweise je 100 000 Einwohner berechnet. Das Verhältnis der Zahl der Sterbefälle an bestimmten Todesursachen zu der Gesamtzahl der Sterbefälle (alle Todesursachen) wird als Anteil der Sterbefälle nach Todesursachen11 oder als Todesursachenquote11 bezeichnet und meist als Prozentwert dargestellt. Eine derartige prozentuale Verteilung der Sterbefälle nach Todesursachen gibt Aufschluß über die Todesursachenstruktur 12★ z.B. in einer bestimmten Altersgruppe oder in der Gesamtbevölkerung.

  • 2. Kurz auch Todesursachenstatistik genannt. Um die internationale Vergleichbarkeit von Todesursachenstatistiken zu erleichtern, werden in den meisten Ländern die Todesursachen nach den Positionen der Internationalen Klassifikation der Krankheiten, Verletzungen und Todesursachen (ICD) verschlüsselt, die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben wird.

422

Tod oder Arbeitsunfähigkeit (426-2) können die Folge von Krankheiten (420-2) oder von Verletzungen1 bzw. Vergiftungen2 sein, welche ihrerseits wiederum durch Unfälle3 oder (sonstige) Gewalteinwirkungen4 verursacht werden. Bei Gewaltein Wirkungen wird normalerweise zwischen Selbstmorden5 und Selbstmordversuchen5 bzw. Selbstbeschädigungen5 einerseits und Mord6, Totschlag6 und vorsätzlichen Verletzungen und Vergiftungen durch eine andere Person6 an dererseits unterschieden. Kriegssterbefälle7 und Kriegsverletzungen7 (Schadensfälle bei Kriegshandlungen7) werden im allgemeinen gesondert ausgewiesen.

  • 3. Besondere Berücksichtigung erfahren heute die Verkehrsunfälle.
  • 6. Fahrlässige Tötung wird in der Todesursachenstatistik im allgemeinen der Unfallsterblichkeit zugerechnet.

423

Als Endemie1 wird eine Krankheit (420-2) bezeichnet, von der ständig weite Bevölkerungskreise betroffen sind, im Gegensatz zu einer Epidemie2, die sich innerhalb einer relativ kurzen Zeit ausbreitet und auch wieder verschwindet. Eine Epidemie, die in einer Vielzahl von Ländern auftritt, wird Pandemie3 genannt. Gewisse infektiöse Krankheiten4 oder übertragbare Krankheiten4 sind Gegenstand besonderer Maßnahmen, da sie sich unter Umständen schnell ausbreiten können. Man spricht dann von epidemischen Krankheiten6 oder auch von Seuchen5, die durch spezielle Statistiken - die Statistiken der epidemischen Krankheiten6, Seuchenstatistiken6 - erhoben werden. Die statistische Erfassung wird dadurch erleichtert, daß die meisten dieser Krankheiten in vielen Ländern der gesetzlichen Meldepflicht unterliegen; sie werden dann auch als meldepflichtige Krankheiten7 bezeichnet. Nach der Art ihres gewöhnlichen Verlaufs wird manchmal zwischen chronischen Krankheiten8 und akuten Krankheiten9 unterschieden. Diese Begriffe sind nicht eindeutig definiert, aber unter akuten Krankheiten werden im allgemeinen solche mit plötzlichem Entstehen und von kurzer Dauer verstanden (schneller Verlauf), während sich chronische Krankheiten i.d.R. langsam entwickeln und lange andauern (langsamer Verlauf).

  • 4. Die Begriffe übertragbare Krankheiten, ansteckende Krankheiten und infektiöse Krankheiten sind nicht gleichbedeutend. Eine ansteckende Krankheit kann nur direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden. Malaria, eine übertragbare Krankheit, ist dagegen nicht ansteckend. Andererseits sind manche infektiösen Krankheiten nicht zu den übertragbaren Krankheiten zu rechnen.
  • 6. Die Epidemiologie beinhaltet auch die Untersuchung von Zusammenhängen zwischen einem biologischen oder medizinischen Phänomen und verschiedenen anderen Faktoren, wie z.B. dem Tabakkonsum in der „Epidemiologie des Lungenkrebses” oder die statistische Analyse geographischer Unterschiede in gesundheitsrelevanten Tatbeständen.

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Gewisse Aspekte der Sterblichkeit sind in der Demographie von besonderem Interesse: die endogene Sterblichkeit1 die zurückzuführen ist auf die genetische Konstitution des Individuums, auf angeborene Mißbildungen2, kongenitale Anomalien2, Geburtsverletzungen oder degenerative Krankheiten (420-2), welche mit dem Alterungsprozeß des Organismus verbunden sind. Die exogene Sterblichkeit3 ist im Gegensatz dazu durch äußere Ursachen bedingt, wie z.B. parasitäre oder infektiöse Krankheiten (423-4) und Unfallverletzungen (mit Ausnahme der Geburtsverletzungen von Neugeborenen). Eine besondere Beachtung wird auch allen jenen Krankheiten und Verletzungen (422-1) beigemessen, die im Zusammenhang mit Schwangerschaft (602-5), Entbindung (603-4) und dem Wochenbett (603-6) auftreten. Die Sterblichkeit an diesen Todesursachen (421-3) wird zur Müttersterblichkeit5 zusammengefaßt, und die Müttersterbeziffer6 läßt sich berechnen, indem die Zahl der Müttersterbefälle eines Jahres auf die Zahl der Geburten dieses Jahres bezogen wird. Ferner ist auch die Sterblichkeit an Altersschwäche7 oder Senilität7 von Bedeutung, allerdings wird ein zu hoher Anteil der dieser Todesursache in den obersten Altersgruppen zugeschriebenen Sterbefälle oft auch als Anzeichen für die mangelnde Qualität der entsprechenden Todesursachenstatistik (421-2*) gewertet.

1 u. 3. Diese Unterscheidung zwischen der Sterblichkeit durch endogene und durch exogene Verursachung wird vor allem bei französischen Untersuchungen zur Säuglingssterblichkeit (410-1) verwendet, die dann in endogene Säuglingssterblichkeit und exogene Säuglingssterblichkeit unterteilt wird.

425

Die wichtigsten Maßzahlen der Morbidität1 (420-1), gelegentlich Morbiditätsziffern1 genannt, beziehen sich auf drei Aspekte: die Häufigkeit, die Dauer und die Schwere von Krankheiten. Diese Maßzahlen (132-4) können entweder für einzelne Krankheiten (420-2) allein oder für die Gesamtheit der Krankheiten berechnet werden. Zwei Maßzahlen für die Häufigkeit von Krankheiten sind zum einen die Erkrankungsziffer2, Krankheitsinzidenzziffer2, relative Erkrankungshäufigkeit2, welche sich in Analogie zur Sterbeziffer (401-2) durch Beziehung der in einem bestimmten Zeitraum beobachteten Zahl neuer Krankheitsfälle (420-5, Neuerkrankungen) auf den durchschnittlichen Stand der zugehörigen Bevölkerung(sgruppe) ergibt, und zum anderen die relative Krankheitshäufigkeit3, Krankenstandsquote3, d.h. der an einem Stichtag oder innerhalb eines bestimmten Berichtszeitraums ermittelte Anteil kranker Personen3 oder von Krankheitsfällen in der betrachteten Bevölkerung(sgruppe). Die Krankheitsdauer kann sowohl durch die durchschnittliche Krankheitsdauer je Krankheitsfall4 als auch durch die durchschnittliche Zahl der Krankheitstage5 gemessen werden; die erstgenannte Maßzahl bezieht die Gesamtzahl der Krankheitstage auf die Gesamtzahl der Krankheitsfälle, die zweitgenannte bezieht diese Zahl der Krankheitstage auf die durchschnittliche Bevölkerung (401-5) des jeweiligen Jahres. Als Maßzahl für die Schwere von Krankheiten kann die Letalitätsquote6 dienen, welche Aufschluß über die Häufigkeit von Sterbefällen (401-3) unter den erkrankten Personen gibt, oder genauer über den Anteil der Fälle mit tödlichem Ausgang an den registrierten Krankheitsfällen.

  • 3. Man findet hierfür gelegentlich auch die Bezeichnung Krankheitsprävalenzziffer, die den gemeinten Sachverhalt jedoch weniger präzise beschreibt als die Begriffe relative Krankheitshäufigkeit oder Anteil kranker Personen.
  • 4. Bei der Berechnung werden gewöhnlich nur Erkrankungen berücksichtigt, deren Dauer eine bestimmte Karenzzeitüberschreitet; diese Karenzzeiten- meist 1 bis 3 Tage - ergeben sich aus den für die Krankenversicherungssysteme getroffenen gesetzlichen Regelungen über Arbeitsunfähigkeitsmeldungen (vgl. §426).

426

Als gesundheitliche Beeinträchtigung1 läßt sich allgemein jede physische, funktionale oder psychische Schwächung bezeichnen, die von einer Krankheit (420-2), Verletzung (422-1) oder angeborenen bzw. erblichen Mißbildung (424-2) herrührt. Krankheiten und Unfälle (422-3) können dazu führen, daß eine Person nicht mehr in der Lage ist, ihre gewohnte Tätigkeit zu verrichten oder an den normalen Lebensaktivitäten teilzunehmen; diese Arbeitsunfähigkeit2 kann sich vollständig oder nur partiell auswirken. Von Arbeitsunfähigkeit spricht man aber nur innerhalb einer gewissen zeitlichen Grenze. Dauernde Arbeitsunfähigkeit3 stellt dagegen einen irreversiblen Zustand dar, es handelt sich dann sozialrechtlich um Berufsunfähigkeit 7★ oder Erwerbsunfähigkeit 8★, auch Invalidität4 genannt. Die Wahrscheinlichkeit, daß eine gesunde Person im genauen Alter von x Jahren im darauffolgenden Altersjahr oder im Verlauf von n Jahren nach dem genauen Alter x auf Dauer arbeitsunfähig wird, wird als Invalidisierungsrisiko5 bezeichnet. Auf der Grundlage derartiger Wahrscheinlichkeiten lassen sich sogenannte Invaliditätstafeln6 aufstellen, bei denen das Modell der Sterbetafel (432-1) eine spezielle Anwendung findet.

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