The Demopædia Encyclopedia on Population is under heavy modernization and maintenance. Outputs could look bizarre, sorry for the temporary inconvenience

Mehrsprachiges Demographisches Wörterbuch (zweite Ausgabe 1987)

70: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Demopædia
Wechseln zu: Navigation, Suche
(Wilhelm Winkler und Wörterbuchkommission der Union, erste Ausgabe 1966)
 
(Charlotte Höhn et al., zweite Ausgabe 1987)
Zeile 2: Zeile 2:
 
<!--'''70'''-->
 
<!--'''70'''-->
 
{{CurrentStatus}}
 
{{CurrentStatus}}
{{Unmodified edition I}}
+
{{Unmodified edition II}}
 
{{Summary}}
 
{{Summary}}
 
__NOTOC__
 
__NOTOC__
= Bevölkerungswachstum und bevölkerungserneuerung =
+
= Bevölkerungswachstum und Reproduktion =
 
== 70 ==
 
== 70 ==
  
Zeile 11: Zeile 11:
 
=== 701 ===
 
=== 701 ===
  
Unter „allgemeiner Bewegung der Bevölkerung” ({{RefNumber|20|1|6}}) versteht man die Art, in der sich eine „Bevölkerung” ({{RefNumber|10|1|3}}) im Laufe der Zeit durch Erneuerung der „Generationen” ({{RefNumber|11|6|1}}) und durch die „Außenwanderung” ({{RefNumber|80|2|1}}) verändert. Die Änderungen in ihrer „Zahl” ({{RefNumber|10|1|6}}) bezeichnet man als das {{TextTerm|Wachstum der Bevölkerung|1}}; der Bevölkerungsteil, der das Wachstum verursacht hat, heißt der {{TextTerm|Bevölkerungszuwachs|1}}. Beide Ausdrucke sind algebraisch zu verstehen, bei einer {{TextTerm|abnehmenden Bevölkerung|2}} liegt ein {{TextTerm|negatives Wachstum|3}} vor. Man unterscheidet {{TextTerm|geschlossene Bevölkerungen|4}} bei Fehlen von Außenwanderungen und {{TextTerm|offene Bevölkerungen|5}} bei Vorhandensein solcher Wanderungen. Der Bevölkerungszuwachs, der auch {{TextTerm|Gesamtbevölkerungszuwachs|6}} genannt werden kann, setzt sich bei einer offenen Bevölkerung zusammen aus dem Zuwachs aus der „Außenwanderung” ({{RefNumber|80|3|5}}) und dem {{TextTerm|natürlichen Bevölkerungszuwachs|7}} ({{RefNumber|20|1|7}}), d. i. die {{TextTerm|Bilanz der Zahlen der Geborenen und Gestorbenen|8}}. Das Ergebnis dieser Bilanz wird je nach ihrem Vorzeichen {{TextTerm|Geborenenüberschuß|8}} (weniger genau {{TextTerm|Geburtenüberschuß|8}}) oder {{TextTerm|Geborenendefizit|8}} ({{TextTerm|Geborenenfehlbetrag|8}}, auch {{TextTerm|Sterbefallüberschuß|8}}) genannt.
+
Die Variablen Geburten, Sterbefälle und Wanderungen bestimmen die {{NoteTerm|Bevölkerungsentwicklung}} die allgemein auch mit {{TextTerm|Bevölkerungswachstum|1}} bezeichnet wird; liegt eine {{TextTerm|Bevölkerungsabnahme|2}}, ein {{TextTerm|Bevölkerungsrückgang|2}} oder eine {{TextTerm|Bevölkerungsschrumpfung|2}} vor, so spricht man oft von {{TextTerm|negativem Wachstum|3}}. Einer {{TextTerm|geschlossenen Bevölkerung|4}}, die sich weder durch Zu- noch Abwanderung verändert und deren Entwicklung lediglich durch Geburten und Sterbefälle bestimmt wird, steht die {{TextTerm|offene Bevölkerung|5}} mit möglicher Zu- und Abwanderung gegenüber. Die Veränderung einer offenen Bevölkerung setzt sich somit einerseits aus dem {{TextTerm|Wanderungssaldo|6}} -auch {{TextTerm|Nettowanderung|6}} oder {{TextTerm|Wanderungsbilanz|6}} genannt - und andererseits dem {{TextTerm|natürlichen, biosozialen Wachstum|7}} zusammen. Das biosoziale Wachstum selbst ergibt sich aus dem {{TextTerm|Geburtenüberschuß|8}} bzw. dem {{NewTextTerm|Geburtendefizit|9}}, allgemein auch {{TextTerm|Geburtenbilanz|8}} oder {{TextTerm|Geburtensaldo|8}} genannt. Bei einer sich nicht verändernden Bevölkerung verwendet man auch den Begriff {{NewTextTerm|Nullwachstum|10}} (vgl. auch {{RefNumber|70|3|6}}). Jede Veränderung einer Variablen beeinflußt im allgemeinen Wachstum und Struktur einer Bevölkerung, und man untersucht in diesem Zusammenhang {{NewTextTerm|Wachstumseffekte|11}} und {{NewTextTerm|Struktureffekte|12}}.
{{Note|1| Die Betrachtung des „Bevölkerungszuwachses” bedeutet also immer auch eine solche des {{NoteTerm|Bevölkerungswachstums}}, aber nicht umgekehrt. Diese feine Unterscheidung wird in der Praxis nicht immer beachtet. (Vgl. die Bezeichnungen zu {{RefNumber|70|2|1}}).}}
+
{{Note|1| Es empfiehlt sich, allgemein von Bevölkerungsentwicklung zu sprechen, da einerseits Geburten, Sterbefälle und Wanderungen nicht nur die Zu- oder Abnahme einer Bevölkerung, sondern auch deren Struktur bestimmen und andererseits begrifflich dem Ausdruck Wachstum die Begriffe {{NoteTerm|Nullwachstum}} und Rückgang gegenüberstehen.}}
  
 
=== 702 ===
 
=== 702 ===
  
<nowiki> Die „Stärke des Zuwachses einer Bevölkerung'' (</nowiki>{{RefNumber|70|1|1}}) während eines bestimmten Zeitraumes wird durch die {{TextTerm|Zuwachsziffer|1}} der Bevölkerung ({{TextTerm|Zuwachs-räte|1}}, weniger genau auch {{TextTerm|Wachstumsziffer|1}}, {{TextTerm|Wachstumsrate|1}} genannt) gekennzeichnet; sie wird berechnet, indem die Größe des „Gesamtbevölkerungszuwachses” ({{RefNumber|70|1|6}}) auf die am Anfang des Beobachtungszeitraumes festgestellte „Bevölkerungszahl” ({{RefNumber|10|1|6}}) bezogen wird. Für Zeiträume länger als 1 Jahr wird dieses Maß als {{TextTerm|durchschnittliche Jahreszuwachsrate|2}} berechnet. Diese Zuwachsrate kann auf verschiedene Weise gefunden werden: Entweder, indem man die durchschnittliche Zahl der Jahreszunahmen auf die „mittlere Bevölkerung” ({{RefNumber|40|1|5}}) des Zeitraumes bezieht oder indem Zuwachs- und Bevölkerungszahlen als einer Exponentialfunktion folgend angenommen und aufeinander bezogen werden, {{TextTerm|exponentielle Bevölkerung|3}}. Die {{TextTerm|Geborenenüberschuß-(Geborenen-defizit-)ziffer|4}}, ({{TextTerm|natürliche Zuwachsrate|4}}, grammatisch richtiger: {{TextTerm|Rate des natürlichen Zuwachses|4}}, {{RefNumber|70|1|7}}) wird berechnet, indem der „Geborenenüberschuß” („Sterbefallüberschuß”, {{RefNumber|70|1|8}}) auf die mittlere Jahresbevölkerung bezogen wird. Die Geborenenüberschußziffer ist naturgemäß gleich der Differenz der Gebore-nenziffer ({{RefNumber|63|0|2}}) und der Sterbeziffer ({{RefNumber|40|1|4}}). Die im sogenannten {{TextTerm|Vitalitätsindex|5}} vorgenommene Beziehung der Zahlen der Jahresgeburten auf die Zahlen der Jahressterbefälle ist heute kaum noch in Verwendung.
+
Das Verhältnis der absoluten Bevölkerungsveränderung innerhalb eines Zeitabschnittes zur mittleren Bevölkerung dieser Periode nennt man {{TextTerm|Wachstumsziffer|1}}. Wird zu ihrer Berechnung an Stelle der mittleren Bevölkerung die Bevölkerung zu Beginn des entsprechenden Zeitabschnittes herangezogen, so handelt es sich um eine {{TextTerm|Wachstumsrate|1}} (zu Raten und Ziffern vgl. vor allem §133). Bezieht sich die beobachtete Bevölkerungsentwicklung auf Zeitabschnitte, die länger oder kürzer als ein Jahr sind, so kann die {{TextTerm|durchschnittliche jährliche Wachstumsziffer|2}} oder auch {{TextTerm|Wachstumsrate|2}} berechnet werden. Für den entsprechenden Zeitraum unterstellt man dabei häufig {{TextTerm|exponentielles Wachstum|3}}, wobei die Zeit als kontinuierliche Variable behandelt wird. Die Größe einer {{TextTerm|exponentiellen Bevölkerung|4}} würde wie eine Exponentialfunktion der Zeit anwachsen. Die {{TextTerm|exponentielle Wachstumsrate|5}} (fälschlicherweise auch exponentielle Wachstumsziffer) entspricht der {{TextTerm|Wachstumsintensität|5}} oder dem {{TextTerm|Grenzwert des Wachstums|5}} (vgl. {{RefNumber|13|7|5}}). Die aus {{NonRefTerm|biosozialem, natürlichem Wachstum}} ({{RefNumber|70|1|7}}) und durchschnittlicher Bevölkerung der entsprechenden Periode gebildete Maßzahl heißt {{TextTerm|Ziffer des biosozialen (oder natürlichen) Wachstums|6}} oder auch {{TextTerm|Geburtenbilanzziffer|6}}; sie ist gleich der Differenz zwischen roher Geburtenziffer und roher Sterbeziffer.
{{Note|3| Dieser Bevölkerungstypus wird im Hinblick auf die Malthus'sche Annahme eines Bevölkerungswachstums in geometrischer Progression, die zu einer Zeit ungehemmter Bevölkerungsvermehrung die normale war, manchmal auch als {{NoteTerm|Malthusische Bevölkerung}} ({{RefNumber|70|3|2}}) bezeichnet, doch ist diese Bezeichnung als zweideutig abzulehnen, da darunter oft gerade das Gegenteil, eine Bevölkerung mit gehemmter Bevölkerungsvermehrung ({{RefNumber|90|6|1}}*) verstanden wird.}}
+
{{Note|3| Wird die Zeit als diskrete Variable behandelt, bezieht man sich eher auf {{NoteTerm|geometrisches Wachstum}}.}}
{{Note|5| Mit Hilfe der Geborenen-, Sterbefall- und Wanderungsstatistik ist es möglich, die Bevölkerungszahl über das letzte Volkszählungsdatum hinaus weiterzuführen (fortzuschreiben: {{NoteTerm|Fortschreibung des Bevölkerungsstandes}}).}}
+
{{Note|4| Die exponentielle Bevölkerung wird gelegentlich als {{NoteTerm|malthusianische Bevölkerung}} bezeichnet, was aber mißverständlich ist (siehe hierzu {{RefNumber|90|6|1}}).}}
 +
{{Note|6| Früher, jedoch heute ungebräuchlich, wurde gelegentlich auch ein {{NoteTerm|Vitalitätsindex}} errechnet; er entspricht dem Quotienten aus der Anzahl der Geburten und der Sterbefälle einer Periode. Die Ziffer des biosozialen Wachstums wird in der Schweiz {{NoteTerm|Geburtenüberschußziffer}} genannt.}}
  
 
=== 703 ===
 
=== 703 ===
  
Eine „geschlossene Bevölkerung” ({{RefNumber|70|1|4}}) mit einer über einen genügend langen Zeitraum unveränderten „altersspezifischen Sterblichkeit” ({{RefNumber|40|1|6}}) und „altersspezifischen Fruchtbarkeit” ({{RefNumber|63|1|8}}) entwickelt sich zu einer {{TextTerm|stabilen Bevölkerung|2}} mit einer {{TextTerm|stabilen (wesentlichen, wahren) Zuwachsrate|1}} und mit einem {{TextTerm|stabilen Altersaufbau|3}}, unabhängig davon, wie ihr {{TextTerm|Ausgangs-Altersaufbau|4}} ausgesehen haben mag. In der „stabilen Bevölkerung” bleiben die Verhältniszahlen gleich, alle absoluten Zahlen bewegen sich in einer geometrischen Progression (exponentiell, {{RefNumber|70|2|3}}). Die „stabile Zuwachsrate” gilt als Maßstab des {{TextTerm|potentiellen Zuwachses|5}} von Bevölkerungen, deren Altersaufbau nicht den Voraussetzungen des „stabilen Altersaufbaus” ({{RefNumber|70|3|3}}) entspricht, deren Zuwachsziffern daher durch den Altersaufbau verzerrt erscheinen. Eine „stabile Bevölkerung” mit der Zuwachsrate 0 geht in eine {{TextTerm|stationäre Bevölkerung|6}} über. In ihr bleiben nicht nur—wie bei der „stabilen Bevölkerung”—die „Verhältniszahlen” ({{RefNumber|13|3|1}}), sondern auch die „absoluten Zahlen” (1.31-3) gleich. In ihr entsprechen die Zahlen der Lebenden jeder Altersgruppe dem Integral der Überlebensfunktion der zugehörigen Sterbetafel, genommen zwischen der unteren und der oberen Altersgrenze der Altersgruppe (433). Unter einer {{TextTerm|logistischen Bevölkerung|7}} wird eine Bevölkerung verstanden, deren Zahl im Sinne einer logistischen Kurve wächst.
+
Werden in einer {{NonRefTerm|geschlossenen Bevölkerung}} ({{RefNumber|70|1|4}}) die {{NonRefTerm|altersspezifischen Geburten- und Sterbeziffern}} ({{RefNumber|63|3|9}} und {{RefNumber|40|1|7}}) über längere Zeit hinweg konstant gehalten (in der Regel genügen 40 bis 60 Jahre), spielt sich allmählich auch eine konstante Wachstumsrate ein. Eine solche Bevölkerung wird {{TextTerm|stabile Bevölkerung|2}}, ihre Wachstumsrate {{TextTerm|stabile Wachstumsrate|1}} oder {{TextTerm|intrinsische Wachstumsrate|1}} genannt. In einer stabilen Bevölkerung bleiben auch die Anteile der verschiedenen Altersklassen unverändert, d.h. sie hat auch einen {{TextTerm|stabilen Altersaufbau|3}}. Dieser stabile Altersaufbau - allein bestimmt durch die konstant gehaltenen altersspezifischen Geburten- und Sterbeziffern - spielt sich im Laufe der Entwicklung ein, ganz unabhängig vom {{TextTerm|ursprünglichen Altersaufbau|4}}. In der Wirklichkeit kommt eine exakt stabile Bevölkerung jedoch nicht vor, weil sich Geburtenniveau und Sterblichkeitsverhältnisse ständig ändern. Ihre Berechnung kann jedoch zur Schätzung des {{TextTerm|Wachstumspotentials|5}} einer realen Bevölkerung dienen, eines möglichen Wachstums also, das sich aus einer Kombination bestimmter altersspezifischer Geburten- und Sterbeziffern ergäbe, falls dieses Geburten- und Sterblichkeitsniveau konstant gehalten würde. Im Zusammenhang mit dem Wachstumspotential sei auch die {{NewTextTerm|demographische Eigendynamik|11}}, der {{NewTextTerm|demographische Schwung|11}}, das {{NewTextTerm|Trägheitsmoment |11}} oder kurz das {{NewTextTerm|demographische Momentum |11}} erwähnt: damit bezeichnet man die im Altersaufbau versteckte Dynamik einer zeitlich verzögerten Wachstumsreaktion, hervorgerufen durch die biologische Tatsache, daß vom Zeitpunkt der Geburt einer {{NonRefTerm|Kohorte}} ({{RefNumber|11|6|2}}) bis zum Beginn ihrer Periode der {{NonRefTerm|Fortpflanzungsfähigkeit}} ({{RefNumber|62|0|1}}) eine gewisse Zeit vergeht. Eine Bevölkerung kann aus diesem Grunde z.B. noch wachsen, obwohl das Geburtenniveau schon längst sinkt. Auch der umgekehrte Fall ist möglich. Die Eigendynamik fällt insbesondere bei diskontinuierlicher Geburtenentwicklung und bei abrupter Trendumkehr stark ins Gewicht. Eine stabile Bevölkerung mit der Wachstumsrate Null ist eine {{TextTerm|stationäre Bevölkerung|6}}; sie wird gelegentlich auch '{{NonRefTerm|Sterbetafelbevölkerung <sup>6</sup> genannt (siehe §432ff). Eine {{TextTerm|quasi-stabile Bevölkerung|7}} ist eine ehedem stabile Bevölkerung mit weiterhin konstanten Geburtenhäufigkeiten, mit jedoch langsam sich verändernder Sterblichkeit, während eine {{TextTerm|pseudo-stabile Bevölkerung|8}} konstante Sterblichkeit aufweist, ihre Geburtenhäufigkeiten jedoch regelmäßig, d.h. mit konstanter Frequenz und Amplitude um einen Reproduktionstrend (z.B. um eine }}Nettoreproduktionsziffer{{NonRefTerm| ({{RefNumber|71|1|3}}) größer, kleiner, gleich 1) pendelt. Alle derartigen Modelle dienen zur Abschätzung von }}Struktur- und Wachstumseffekten{{NonRefTerm| ({{RefNumber|70|1|11}}/{{RefNumber|70|1|12}}) in tatsächlichen Bevölkerungen sowie allgemein zur Schätzung verschiedener Charakteristiken und Parametern realer Bevölkerungen. Für langfristige und/oder historische Betrachtungen wird gelegentlich das {{TextTerm|Gesetz des logistischen Wachstums|10}} unterstellt, wobei sich eine {{TextTerm|logistische Bevölkerung|9}} ergibt. }}'
{{Note|2| Der für „stabile Bevölkerung” manchmal gebrauchte Ausdruck „malthusische Bevölkerung” ist wegen des Doppelsinnes des Adjektives „malthusisch” ({{RefNumber|62|3|3}}) nicht zu empfehlen.}}
+
{{Note|1| Die intrinsische Wachstumsrate, durch ihren Entdecker Alfred Lotka oft auch die {{NoteTerm|wahre Rate des natürlichen Bevölkerungswachstums}} (frz. daher: taux de Lotka) genannt, entspricht der Differenz zwischen {{NoteTerm|intrinsischer Geburtenziffer}} (oder: {{NoteTerm|stabiler Geburtenziffer)}} und {{NoteTerm|intrinsischer Sterbeziffer}} (oder: {{NoteTerm|stabiler Sterbeziffer)}}.}}
{{Note|1| bis 6. Geborenen-, Sterbe- und Geborenenüberschußziffer der stabilen Bevölkerung werden häufig mit dem Zusatz „{{NoteTerm|noch Lotka}}, ihrem Wiederfinder, versehen. Die Priorität für ihre Findung gebührt aber v. {{NoteTerm|Bortkiewicz}}, der die stabile Bevölkerung in seiner wenig bekannten Arbeit „Sterbeziffer und Frauenüberschuß in der stationären und progressiven Bevölkerung”, Bull. Inst. Int. de Stat. 19/1, pag. 63 ff, behandelt hat.}}
+
{{Note|10| Beim logistischen Wachstum herrscht zunächst ein ungefähr exponentieller Anstieg; nach Überschreiten eines Wendepunktes erfolgt eine immer stärkere Abschwächung des Wachstums bis schließlich ein asymptotisches Sättigungsniveau erreicht wird.}}
 +
{{Note|11| Einige Autoren bezeichnen mit pseudo-stabil allerdings auch eine Bevölkerung, deren Geburtenniveau - bei konstanter Sterblichkeit -jährlich um einen konstanten Prozentsatz sinkt oder wächst, wobei die altersspezifische Verteilung konstant bleibt.}}
  
 
==<center><font size=12>* * * </font></center>==
 
==<center><font size=12>* * * </font></center>==

Version vom 5. März 2010, 11:43 Uhr


Panneau travaux.png Warning : This page is under construction or needs deeper checking. As long as this shield is here, please consider its contents as provisional.

Please look at the discussion area of this page for deeper details.


Diese Seite ist ein Excerpt der zweiten Ausgabe des mehrsprachigen demographischen Wörterbuches.
Diese Warnung bitte löschen, wenn Sie sie ändern.
zurück nach Einführung | Vorwort | Index
Kapitel | Allgemeines index 1 | Begriffe und Methoden der Bevölkerungsstatistik index 2 | Bevölkerungsstand index 3 | Sterblichkeit und Krankheit index 4 | Eheschliessung und Ehelösung index 5 | Geburtenhäufigkeit, Fruchtbarkeit index 6 | Bevölkerungswachstum und Reproduktion index 7 | Räumliche Mobilität index 8 | Wirtschafts- und Sozialdemographie index 9
Section | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 20 | 21 | 22 | 23 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | 35 | 40 | 41 | 42 | 43 | 50 | 51 | 52 | 60 | 61 | 62 | 63 | 70 | 71 | 72 | 73 | 80 | 81 | 90 | 91 | 92 | 93

Bevölkerungswachstum und Reproduktion

70

701

Die Variablen Geburten, Sterbefälle und Wanderungen bestimmen die Bevölkerungsentwicklung die allgemein auch mit Bevölkerungswachstum1 bezeichnet wird; liegt eine Bevölkerungsabnahme2, ein Bevölkerungsrückgang2 oder eine Bevölkerungsschrumpfung2 vor, so spricht man oft von negativem Wachstum3. Einer geschlossenen Bevölkerung4, die sich weder durch Zu- noch Abwanderung verändert und deren Entwicklung lediglich durch Geburten und Sterbefälle bestimmt wird, steht die offene Bevölkerung5 mit möglicher Zu- und Abwanderung gegenüber. Die Veränderung einer offenen Bevölkerung setzt sich somit einerseits aus dem Wanderungssaldo6 -auch Nettowanderung6 oder Wanderungsbilanz6 genannt - und andererseits dem natürlichen, biosozialen Wachstum7 zusammen. Das biosoziale Wachstum selbst ergibt sich aus dem Geburtenüberschuß8 bzw. dem Geburtendefizit 9★, allgemein auch Geburtenbilanz8 oder Geburtensaldo8 genannt. Bei einer sich nicht verändernden Bevölkerung verwendet man auch den Begriff Nullwachstum 10★ (vgl. auch 703-6). Jede Veränderung einer Variablen beeinflußt im allgemeinen Wachstum und Struktur einer Bevölkerung, und man untersucht in diesem Zusammenhang Wachstumseffekte 11★ und Struktureffekte 12★.

  • 1. Es empfiehlt sich, allgemein von Bevölkerungsentwicklung zu sprechen, da einerseits Geburten, Sterbefälle und Wanderungen nicht nur die Zu- oder Abnahme einer Bevölkerung, sondern auch deren Struktur bestimmen und andererseits begrifflich dem Ausdruck Wachstum die Begriffe Nullwachstum und Rückgang gegenüberstehen.

702

Das Verhältnis der absoluten Bevölkerungsveränderung innerhalb eines Zeitabschnittes zur mittleren Bevölkerung dieser Periode nennt man Wachstumsziffer1. Wird zu ihrer Berechnung an Stelle der mittleren Bevölkerung die Bevölkerung zu Beginn des entsprechenden Zeitabschnittes herangezogen, so handelt es sich um eine Wachstumsrate1 (zu Raten und Ziffern vgl. vor allem §133). Bezieht sich die beobachtete Bevölkerungsentwicklung auf Zeitabschnitte, die länger oder kürzer als ein Jahr sind, so kann die durchschnittliche jährliche Wachstumsziffer2 oder auch Wachstumsrate2 berechnet werden. Für den entsprechenden Zeitraum unterstellt man dabei häufig exponentielles Wachstum3, wobei die Zeit als kontinuierliche Variable behandelt wird. Die Größe einer exponentiellen Bevölkerung4 würde wie eine Exponentialfunktion der Zeit anwachsen. Die exponentielle Wachstumsrate5 (fälschlicherweise auch exponentielle Wachstumsziffer) entspricht der Wachstumsintensität5 oder dem Grenzwert des Wachstums5 (vgl. 137-5). Die aus biosozialem, natürlichem Wachstum (701-7) und durchschnittlicher Bevölkerung der entsprechenden Periode gebildete Maßzahl heißt Ziffer des biosozialen (oder natürlichen) Wachstums6 oder auch Geburtenbilanzziffer6; sie ist gleich der Differenz zwischen roher Geburtenziffer und roher Sterbeziffer.

  • 3. Wird die Zeit als diskrete Variable behandelt, bezieht man sich eher auf geometrisches Wachstum.
  • 4. Die exponentielle Bevölkerung wird gelegentlich als malthusianische Bevölkerung bezeichnet, was aber mißverständlich ist (siehe hierzu 906-1).
  • 6. Früher, jedoch heute ungebräuchlich, wurde gelegentlich auch ein Vitalitätsindex errechnet; er entspricht dem Quotienten aus der Anzahl der Geburten und der Sterbefälle einer Periode. Die Ziffer des biosozialen Wachstums wird in der Schweiz Geburtenüberschußziffer genannt.

703

Werden in einer geschlossenen Bevölkerung (701-4) die altersspezifischen Geburten- und Sterbeziffern (633-9 und 401-7) über längere Zeit hinweg konstant gehalten (in der Regel genügen 40 bis 60 Jahre), spielt sich allmählich auch eine konstante Wachstumsrate ein. Eine solche Bevölkerung wird stabile Bevölkerung2, ihre Wachstumsrate stabile Wachstumsrate1 oder intrinsische Wachstumsrate1 genannt. In einer stabilen Bevölkerung bleiben auch die Anteile der verschiedenen Altersklassen unverändert, d.h. sie hat auch einen stabilen Altersaufbau3. Dieser stabile Altersaufbau - allein bestimmt durch die konstant gehaltenen altersspezifischen Geburten- und Sterbeziffern - spielt sich im Laufe der Entwicklung ein, ganz unabhängig vom ursprünglichen Altersaufbau4. In der Wirklichkeit kommt eine exakt stabile Bevölkerung jedoch nicht vor, weil sich Geburtenniveau und Sterblichkeitsverhältnisse ständig ändern. Ihre Berechnung kann jedoch zur Schätzung des Wachstumspotentials5 einer realen Bevölkerung dienen, eines möglichen Wachstums also, das sich aus einer Kombination bestimmter altersspezifischer Geburten- und Sterbeziffern ergäbe, falls dieses Geburten- und Sterblichkeitsniveau konstant gehalten würde. Im Zusammenhang mit dem Wachstumspotential sei auch die demographische Eigendynamik 11★, der demographische Schwung 11★, das Trägheitsmoment  11★ oder kurz das demographische Momentum  11★ erwähnt: damit bezeichnet man die im Altersaufbau versteckte Dynamik einer zeitlich verzögerten Wachstumsreaktion, hervorgerufen durch die biologische Tatsache, daß vom Zeitpunkt der Geburt einer Kohorte (116-2) bis zum Beginn ihrer Periode der Fortpflanzungsfähigkeit (620-1) eine gewisse Zeit vergeht. Eine Bevölkerung kann aus diesem Grunde z.B. noch wachsen, obwohl das Geburtenniveau schon längst sinkt. Auch der umgekehrte Fall ist möglich. Die Eigendynamik fällt insbesondere bei diskontinuierlicher Geburtenentwicklung und bei abrupter Trendumkehr stark ins Gewicht. Eine stabile Bevölkerung mit der Wachstumsrate Null ist eine stationäre Bevölkerung6; sie wird gelegentlich auch 'Sterbetafelbevölkerung 6 genannt (siehe §432ff). Eine quasi-stabile Bevölkerung7 ist eine ehedem stabile Bevölkerung mit weiterhin konstanten Geburtenhäufigkeiten, mit jedoch langsam sich verändernder Sterblichkeit, während eine pseudo-stabile Bevölkerung8 konstante Sterblichkeit aufweist, ihre Geburtenhäufigkeiten jedoch regelmäßig, d.h. mit konstanter Frequenz und Amplitude um einen Reproduktionstrend (z.B. um eine Nettoreproduktionsziffer (711-3) größer, kleiner, gleich 1) pendelt. Alle derartigen Modelle dienen zur Abschätzung von Struktur- und Wachstumseffekten (701-11/701-12) in tatsächlichen Bevölkerungen sowie allgemein zur Schätzung verschiedener Charakteristiken und Parametern realer Bevölkerungen. Für langfristige und/oder historische Betrachtungen wird gelegentlich das Gesetz des logistischen Wachstums10 unterstellt, wobei sich eine logistische Bevölkerung9 ergibt. '

  • 1. Die intrinsische Wachstumsrate, durch ihren Entdecker Alfred Lotka oft auch die wahre Rate des natürlichen Bevölkerungswachstums (frz. daher: taux de Lotka) genannt, entspricht der Differenz zwischen intrinsischer Geburtenziffer (oder: stabiler Geburtenziffer) und intrinsischer Sterbeziffer (oder: stabiler Sterbeziffer).
  • 10. Beim logistischen Wachstum herrscht zunächst ein ungefähr exponentieller Anstieg; nach Überschreiten eines Wendepunktes erfolgt eine immer stärkere Abschwächung des Wachstums bis schließlich ein asymptotisches Sättigungsniveau erreicht wird.
  • 11. Einige Autoren bezeichnen mit pseudo-stabil allerdings auch eine Bevölkerung, deren Geburtenniveau - bei konstanter Sterblichkeit -jährlich um einen konstanten Prozentsatz sinkt oder wächst, wobei die altersspezifische Verteilung konstant bleibt.

* * *

zurück nach Einführung | Vorwort | Index
Kapitel | Allgemeines index 1 | Begriffe und Methoden der Bevölkerungsstatistik index 2 | Bevölkerungsstand index 3 | Sterblichkeit und Krankheit index 4 | Eheschliessung und Ehelösung index 5 | Geburtenhäufigkeit, Fruchtbarkeit index 6 | Bevölkerungswachstum und Reproduktion index 7 | Räumliche Mobilität index 8 | Wirtschafts- und Sozialdemographie index 9
section | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 20 | 21 | 22 | 23 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | 35 | 40 | 41 | 42 | 43 | 50 | 51 | 52 | 60 | 61 | 62 | 63 | 70 | 71 | 72 | 73 | 80 | 81 | 90 | 91 | 92 | 93