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Mehrsprachiges Demographisches Wörterbuch (zweite Ausgabe 1987)

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(Wilhelm Winkler und Wörterbuchkommission der Union, erste Ausgabe 1966)
 
(Charlotte Höhn et al., zweite Ausgabe 1987)
 
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Unter {{TextTerm|Reproduktion|1}} ({{TextTerm|Bevölkerungserneuerung|1}}) versteht man den Vorgang der Erneuerung der „Generationen” (116) innerhalb von Bevölkerungen, die als {{TextTerm|Erneuerungsmassen|2}} im mathematischen Sinne des Wortes betrachtet werden. Man spricht von {{TextTerm|roher (Brutto-) Reproduktion|3}}, wenn von der Wirkung des Sterbens während der Reproduktionsperiode ({{RefNumber|62|0|1}}) abgesehen wird, im anderen Falle von {{TextTerm|reiner (Netto-) Reproduktion|4}}.
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Die Analyse der demographischen {{TextTerm|Reproduktion|1}} befaßt sich mit dem dynamischen Prozeß der durch Geburtenhäufigkeit und Sterblichkeit bestimmten Bevölkerungsentwicklung; dabei geht es insbesondere um die Erneuerung der Generationen' innerhalb der Bevölkerung (vgl. die unterschiedliche Bedeutung von ,{{NonRefTerm|Generation}}' ({{RefNumber|11|6|1}} und {{RefNumber|11|6|3}})). Unterschieden wird dabei zwischen der {{TextTerm|Bruttoreproduktion|3}} und der {{TextTerm|Nettoreproduktion|4}}; die letztere berücksichtigt im Gegensatz zur erstereh auch die Sterblichkeit vor Beendigung der Periode der {{NonRefTerm|Fortpflanzungsfähigkeit}} ({{RefNumber|62|0|1}}).
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{{Note|1| Für eine andere Bedeutung von Reproduktion vgl. {{RefNumber|60|1|2}}.}}
  
 
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Die Reproduktion” ({{RefNumber|71|0|1}}) wird durch {{TextTerm|Reproduktionsziffern|1}} gemessen. Diese werden berechnet, indem man die Zahl der Nachkommen, meist beschränkt auf das weibliche Geschlecht ({{RefNumber|11|6|5}}), auf die Zahl der Mutter bezieht, die diese Tochtergeneration hervorgebracht haben. Wo nichts näheres angegeben ist, sind immer {{TextTerm|weibliche Reproduktionsziffern|2}} (sprachlich richtiger: {{TextTerm|Ziffern der weiblichen Reproduktion|2}}) gemeint.<br />In ähnlicher Weise kann auch die Zahl der geborenen Söhne auf die Vätergeneration bezogen werden: {{TextTerm|Männliche Reproduktionsziffer|5}} (sprachlich richtiger: {{TextTerm|Ziffer der männlichen Reproduktion|5}}). Die {{TextTerm|reine Reproduktionsziffer|3}} ({{RefNumber|71|0|4}}) drückt aus, wieviele Töchter (Söhne) durchschnittlich von den neugeborenen Mädchen (Knaben) der Mütter-(Väter-)Generation unter den herrschenden Frucht-barkeits- und Sterblichkeitsverhältnissen geboren wurden. Die {{TextTerm|rohe Reproduktionsziffer|4}} ({{RefNumber|71|0|3}}) führt die gleiche Betrachtung ohne Berücksichtigung der Sterbefälle bis zum Ende des Alters der Reproduktionsfähigkeit aus. Es wurden auch {{TextTerm|kombinierte Reproduktionsziffern|6}} (beide Geschlechter zusammenfassend) vorgeschlagen. Die Reproduktionsziffern sind, wenn nichts weiter erwähnt wird, als „Querschnittsziffern” ({{RefNumber|15|3|4}}, {{RefNumber|71|3|3}}) anzunehmen. Falls sie „Längsschnittziffern” ({{RefNumber|15|3|5}}) mit der Bezeichnung {{TextTerm|Generations-Reproduktionsziffern|7}} darstellen, muß das besonders hervorgehoben werden. Anstelle der reinen Reproduktionsziffer wird in Ermangelung von altersspezifischen Fruchtbarkeitsziffern für die Frauen der sogenannte {{TextTerm|Erneuerungsindex|8}} ({{TextTerm|Ersatzindex|8}}), das ist das Verhältnis der „Kinder-Frauen-Ziffer” ({{RefNumber|63|0|8}}) der gegebenen Bevölkerung zu dem der entsprechenden „stationären Bevölkerung” ({{RefNumber|70|3|6}}), berechnet, welch letztere den vollständigen Ersatz der Müttergeneration durch die Töchtergeneration gewährleistet. Ihre Reproduktionsziffer R = 1.
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Bei den verschiedenen {{TextTerm|Reproduktionsmaßen|1}} handelt es sich üblicherweise um {{TextTerm|weibliche Reproduktionsziffern|2}}. Die {{TextTerm|weibliche Nettoreproduktionsziffer|3}} wird definiert als die durchschnittliche Anzahl lebendgeborener Töchter, die eine {{NonRefTerm|hypothetische Generation}} ({{RefNumber|71|3|3}}) von üblicherweise ursprünglich 100 000 weiblichen Personen im Verlauf ihres Lebens gebären würden, wenn sich weder die zugrundegelegten {{NonRefTerm|altersspezifischen Geburten-}} ({{RefNumber|63|3|9}}) noch die {{NonRefTerm|altersspezifischen Sterbeziffern}} ({{RefNumber|40|1|7}}) veränderten. Die ähnlich konzipierte {{TextTerm|weibliche Bruttoreproduktionsziffer|4}} nimmt dagegen an, daß niemand vor Beendigung seines fortpflanzungsfähigen Alters stirbt - ihre Berechnung ist dementsprechend einfacher. Analog können {{TextTerm|männliche Reproduktionsziffern|5}} errechnet werden; sie stützen sich auf Knabengeburten und auf männliche Kohorten. Auch wurden gewisse {{TextTerm|kombinierte Reproduktionsziffern|6}} vorgeschlagen, bei denen beide Geschlechter mit in die Berechnung einbezogen werden. Basiert die Berechnung derartiger Reproduktionsziffern auf den Ereignissen einer tatsächlichen, echten Kohorte, so erhält man {{NoteTerm|Kohorten-}}oder {{TextTerm|Generationenreproduktionsziffern|7}}. Bei ihrer Interpretation ist zu beachten, daß die verwendeten Sterbe- und Geburtenziffern jeweils aus verschiedenen Zeiträumen stammen, also u.U. auch unterschiedliche wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen widerspiegeln. Fehlen altersspezifische Geburtenziffern, so mag der sog. {{TextTerm|Reproduktionsindikator|8}} gelegentlich Verwendung finden. Er bezieht den Quotienten, gebildet aus Kindern eines bestimmten Alters - in der Regel 0 bis 4 Jahre - zur weiblichen Bevölkerung im fortpflanzungsfähigen Alter, auf den entsprechenden Quotienten der {{NonRefTerm|stabilen Bevölkerung}} ({{RefNumber|70|3|2}}).
{{Note|3| Die „reine Reproduktionsziffer” wird bisweilen auch als {{NoteTerm|Reproduktionsziffer nach Böckh-Kuczynski}} bezeichnet. Böckh hat sie zuerst als Maß aufgestellt, Kuczynski hat sie wiedergefunden und propagiert.}}
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{{Note|3| Man berücksichtigt die Sterblichkeit, indem die {{NonRefTerm|Absterbeordnung}} ({{RefNumber|43|2|3}}) der jeweils gültigen {{NonRefTerm|Sterbetafel}} (§435) für Frauen als {{NonRefTerm|Standardbevölkerung}} ({{RefNumber|40|3|2}}) zugrunde gelegt wird. Sie wird mit den altersspezifischen Geburtenziffern der Beobachtungsjahre multipliziert. Die gewonnene Summe der Erwartungswerte wird an der Ausgangsmasse von 100 000 gemessen. Ergibt sich dabei der Wert 1, handelt es sich um einfache Reproduktion oder Bestandserhaltung. Werte über/unter 1 geben in Prozent an, um wieviel eine Bevölkerung bei gegebenem Niveau der Geburtenhäufigkeit und der Sterblichkeit sinken würden, falls beide Komponenten langfristig konstant blieben.}}
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{{Note|4| Die weibliche Bruttoreproduktionsziffer ist die Summe der altersspezifischen Geburtenziffern für Mädchengeburten und somit die zusammengefaßte Mädchengeburtenziffer. Sie kann auch ermittelt werden, indem die zusammengefaßte Geburtenziffer mit der Sexualproportion für Mädchengeburten multipliziert wird.}}
  
 
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Die „Reproduktionsziffern” ({{RefNumber|71|1|1}}) können auch in eine {{TextTerm|Komponente der ehelichen Reproduktion|1}} und eine {{TextTerm|Komponente der unehelichen Reproduktion|2}} (610) zerlegt werden. Es können ferner {{TextTerm|Reproduktionsziffern nach Heirats- und Ehelösungshäufigkeit|3}} berechnet werden, in der nicht nur die Fruchtbarkeits- und Sterblichkeits-, sondern auch die Heirats- und Ehelösungshäuflgkeiten für die Berechnung der Tochtergeneration mit in Rechnung gesetzt werden.
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Weitere Reproduktionsmaße finden gelegentlich Anwendung. So wird die Nettoreproduktionsziffer manchmal aufgeteilt in eine {{TextTerm|eheliche|1}} und eine {{NoteTerm|nichteheliche}} (uneheliche A; außereheliche CH) {{TextTerm|Komponente|2}}. Eine {{TextTerm|eheliche Nettoreproduktionsziffer|3}} wird unter Berücksichtigung der Heirats- und Ehelösungshäufigkeit konstruiert und gibt dann an, wieviele eheliche Töchter ein neugeborenes Mädchen einst haben würde, falls sich die derzeitigen Sterbe-, Geburten-, Heiratsund Ehelösungsziffern nicht veränderten. Üblicherweise beziehen sich auch solche Ziffern auf das weibliche Geschlecht, könnten aber analog für das männliche Geschlecht errechnet werden.
  
 
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Die Schnelligkeit der Erneuerung der „Generationen” (116) kann durch die {{TextTerm|durchschnittliche Generationsdauer|1}}, den {{TextTerm|durchschnittlichen Generationsabstand|1}}, beleuchtet werden. Wenn man die Aufeinanderfolge der „weiblichen Generationen” betrachtet, so entspricht dieser Abstand in der zugehörigen „stationären Bevölkerung” ({{RefNumber|70|3|6}}) dem {{TextTerm|durchschnittlichen Alter der Mütter|2}} bei der Geburt ihrer Kinder. Die Reproduktionsziffern sind im allgemeinen „Querschnittsziffern” ({{RefNumber|15|3|4}}), da sie sich auf die in der Gegenwart gegebenen Vermehrungselemente stutzen, aus denen {{TextTerm|fiktive Generationen|3}} konstruiert werden; indessen berechnet man auch Reproduktionsziffern als „Generations-Reproduktionsziffern” ({{RefNumber|71|1|7}}) für tatsächlich vorhandene und in der Zeit weiterverfolgte Ausgangsmassen (Kohorten, {{RefNumber|15|3|5}}).
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Von der intendierten Aussage her beziehen sich Reproduktionsziffern auf das Wachstum von {{NonRefTerm|Generationen}} ({{RefNumber|11|6|1}} und {{RefNumber|11|6|3}}) und nicht auf das Wachstum der Bevölkerung innerhalb eines bestimmten Zeitabschnittes ;demgegenübergeben die Wachstumsziffern das jährliche Bevölkerungswachstum an. Es werden jedoch häufig Periodenreproduktionsziffern berechnet; sie sind {{NonRefTerm|Maßzahlen}}, die sich auf {{TextTerm|hypothetische, synthetische Kohorten|3}} beziehen (vgl. {{RefNumber|13|8|7}}). Die {{NonRefTerm|Nettoreproduktionsziffer}} ({{RefNumber|71|1|3}}) und die {{NonRefTerm|intrinsische Wachstumsrate}} ({{RefNumber|70|3|1}}) stehen in enger Beziehung zueinander. Die Nettoreproduktionsziffer mißt die Veränderung einer durch konstante Geburten- und Sterbeziffern charakterisierten {{NonRefTerm|stabilen Bevölkerung}} ({{RefNumber|70|3|2}}) für einen Zeitraum, der der {{TextTerm|durchschnittlichen Generationendauer|1}} oder dem {{TextTerm|durchschnittlichen Generationenabstand|1}} entspricht. Dieser Zeitraum entspricht auch dem {{TextTerm|durchschnittlichen Alter der Mütter bei Geburt ihrer Kinder|2}}, welches sich aus den für die stabile Bevölkerung geltenden Geburtenziffern für lebendgeborene Töchter errechnet.
{{Note|2| Dem durchschnittlichen Generationsabstand der Mutter-Töchter entspricht der gleichartig berechnete Generationsabstand der Väter-Söhne, der in der zugehörigen stationären Bevölkerung dem {{NoteTerm|Durchschnittsalter der Väter}} bei der Geburt ihrer Söhne gleichkommt.}}
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{{Note|2| In realen Bevölkerungen ist das sich aus einem Satz von Geburtenziffern ergebende Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt ihrer Kinder nur annähernd gleich dem durchschnittlichen Generationenabstand. Analoge Überlegungen gelten für die durchschnittliche Generationendauer der Männer und das durchschnittliche Alter der Väter bei der Geburt ihrer Kinder.}}
  
 
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Section | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 20 | 21 | 22 | 23 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | 35 | 40 | 41 | 42 | 43 | 50 | 51 | 52 | 60 | 61 | 62 | 63 | 70 | 71 | 72 | 73 | 80 | 81 | 90 | 91 | 92 | 93

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Die Analyse der demographischen Reproduktion1 befaßt sich mit dem dynamischen Prozeß der durch Geburtenhäufigkeit und Sterblichkeit bestimmten Bevölkerungsentwicklung; dabei geht es insbesondere um die Erneuerung der Generationen' innerhalb der Bevölkerung (vgl. die unterschiedliche Bedeutung von ,Generation' (116-1 und 116-3)). Unterschieden wird dabei zwischen der Bruttoreproduktion3 und der Nettoreproduktion4; die letztere berücksichtigt im Gegensatz zur erstereh auch die Sterblichkeit vor Beendigung der Periode der Fortpflanzungsfähigkeit (620-1).

  • 1. Für eine andere Bedeutung von Reproduktion vgl. 601-2.

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Bei den verschiedenen Reproduktionsmaßen1 handelt es sich üblicherweise um weibliche Reproduktionsziffern2. Die weibliche Nettoreproduktionsziffer3 wird definiert als die durchschnittliche Anzahl lebendgeborener Töchter, die eine hypothetische Generation (713-3) von üblicherweise ursprünglich 100 000 weiblichen Personen im Verlauf ihres Lebens gebären würden, wenn sich weder die zugrundegelegten altersspezifischen Geburten- (633-9) noch die altersspezifischen Sterbeziffern (401-7) veränderten. Die ähnlich konzipierte weibliche Bruttoreproduktionsziffer4 nimmt dagegen an, daß niemand vor Beendigung seines fortpflanzungsfähigen Alters stirbt - ihre Berechnung ist dementsprechend einfacher. Analog können männliche Reproduktionsziffern5 errechnet werden; sie stützen sich auf Knabengeburten und auf männliche Kohorten. Auch wurden gewisse kombinierte Reproduktionsziffern6 vorgeschlagen, bei denen beide Geschlechter mit in die Berechnung einbezogen werden. Basiert die Berechnung derartiger Reproduktionsziffern auf den Ereignissen einer tatsächlichen, echten Kohorte, so erhält man Kohorten-oder Generationenreproduktionsziffern7. Bei ihrer Interpretation ist zu beachten, daß die verwendeten Sterbe- und Geburtenziffern jeweils aus verschiedenen Zeiträumen stammen, also u.U. auch unterschiedliche wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen widerspiegeln. Fehlen altersspezifische Geburtenziffern, so mag der sog. Reproduktionsindikator8 gelegentlich Verwendung finden. Er bezieht den Quotienten, gebildet aus Kindern eines bestimmten Alters - in der Regel 0 bis 4 Jahre - zur weiblichen Bevölkerung im fortpflanzungsfähigen Alter, auf den entsprechenden Quotienten der stabilen Bevölkerung (703-2).

  • 3. Man berücksichtigt die Sterblichkeit, indem die Absterbeordnung (432-3) der jeweils gültigen Sterbetafel (§435) für Frauen als Standardbevölkerung (403-2) zugrunde gelegt wird. Sie wird mit den altersspezifischen Geburtenziffern der Beobachtungsjahre multipliziert. Die gewonnene Summe der Erwartungswerte wird an der Ausgangsmasse von 100 000 gemessen. Ergibt sich dabei der Wert 1, handelt es sich um einfache Reproduktion oder Bestandserhaltung. Werte über/unter 1 geben in Prozent an, um wieviel eine Bevölkerung bei gegebenem Niveau der Geburtenhäufigkeit und der Sterblichkeit sinken würden, falls beide Komponenten langfristig konstant blieben.
  • 4. Die weibliche Bruttoreproduktionsziffer ist die Summe der altersspezifischen Geburtenziffern für Mädchengeburten und somit die zusammengefaßte Mädchengeburtenziffer. Sie kann auch ermittelt werden, indem die zusammengefaßte Geburtenziffer mit der Sexualproportion für Mädchengeburten multipliziert wird.

712

Weitere Reproduktionsmaße finden gelegentlich Anwendung. So wird die Nettoreproduktionsziffer manchmal aufgeteilt in eine eheliche1 und eine nichteheliche (uneheliche A; außereheliche CH) Komponente2. Eine eheliche Nettoreproduktionsziffer3 wird unter Berücksichtigung der Heirats- und Ehelösungshäufigkeit konstruiert und gibt dann an, wieviele eheliche Töchter ein neugeborenes Mädchen einst haben würde, falls sich die derzeitigen Sterbe-, Geburten-, Heiratsund Ehelösungsziffern nicht veränderten. Üblicherweise beziehen sich auch solche Ziffern auf das weibliche Geschlecht, könnten aber analog für das männliche Geschlecht errechnet werden.

713

Von der intendierten Aussage her beziehen sich Reproduktionsziffern auf das Wachstum von Generationen (116-1 und 116-3) und nicht auf das Wachstum der Bevölkerung innerhalb eines bestimmten Zeitabschnittes ;demgegenübergeben die Wachstumsziffern das jährliche Bevölkerungswachstum an. Es werden jedoch häufig Periodenreproduktionsziffern berechnet; sie sind Maßzahlen, die sich auf hypothetische, synthetische Kohorten3 beziehen (vgl. 138-7). Die Nettoreproduktionsziffer (711-3) und die intrinsische Wachstumsrate (703-1) stehen in enger Beziehung zueinander. Die Nettoreproduktionsziffer mißt die Veränderung einer durch konstante Geburten- und Sterbeziffern charakterisierten stabilen Bevölkerung (703-2) für einen Zeitraum, der der durchschnittlichen Generationendauer1 oder dem durchschnittlichen Generationenabstand1 entspricht. Dieser Zeitraum entspricht auch dem durchschnittlichen Alter der Mütter bei Geburt ihrer Kinder2, welches sich aus den für die stabile Bevölkerung geltenden Geburtenziffern für lebendgeborene Töchter errechnet.

  • 2. In realen Bevölkerungen ist das sich aus einem Satz von Geburtenziffern ergebende Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt ihrer Kinder nur annähernd gleich dem durchschnittlichen Generationenabstand. Analoge Überlegungen gelten für die durchschnittliche Generationendauer der Männer und das durchschnittliche Alter der Väter bei der Geburt ihrer Kinder.

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