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Mehrsprachiges Demographisches Wörterbuch (zweite Ausgabe 1987)

Stabile(r) Altersaufbau

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Stabile(r) Altersaufbau  
Definition aus der zweiten Ausgabe (1987)


Werden in einer geschlossenen Bevölkerung (701-4) die altersspezifischen Geburten- und Sterbeziffern (633-9 und 401-7) über längere Zeit hinweg konstant gehalten (in der Regel genügen 40 bis 60 Jahre), spielt sich allmählich auch eine konstante Wachstumsrate ein. Eine solche Bevölkerung wird stabile Bevölkerung2, ihre Wachstumsrate stabile Wachstumsrate1 oder intrinsische Wachstumsrate1 genannt. In einer stabilen Bevölkerung bleiben auch die Anteile der verschiedenen Altersklassen unverändert, d.h. sie hat auch einen stabilen Altersaufbau3. Dieser stabile Altersaufbau - allein bestimmt durch die konstant gehaltenen altersspezifischen Geburten- und Sterbeziffern - spielt sich im Laufe der Entwicklung ein, ganz unabhängig vom ursprünglichen Altersaufbau4. In der Wirklichkeit kommt eine exakt stabile Bevölkerung jedoch nicht vor, weil sich Geburtenniveau und Sterblichkeitsverhältnisse ständig ändern. Ihre Berechnung kann jedoch zur Schätzung des Wachstumspotentials5 einer realen Bevölkerung dienen, eines möglichen Wachstums also, das sich aus einer Kombination bestimmter altersspezifischer Geburten- und Sterbeziffern ergäbe, falls dieses Geburten- und Sterblichkeitsniveau konstant gehalten würde. Im Zusammenhang mit dem Wachstumspotential sei auch die demographische Eigendynamik 11★, der demographische Schwung 11★, das Trägheitsmoment  11★ oder kurz das demographische Momentum  11★ erwähnt: damit bezeichnet man die im Altersaufbau versteckte Dynamik einer zeitlich verzögerten Wachstumsreaktion, hervorgerufen durch die biologische Tatsache, daß vom Zeitpunkt der Geburt einer Kohorte (116-2) bis zum Beginn ihrer Periode der Fortpflanzungsfähigkeit (620-1) eine gewisse Zeit vergeht. Eine Bevölkerung kann aus diesem Grunde z.B. noch wachsen, obwohl das Geburtenniveau schon längst sinkt. Auch der umgekehrte Fall ist möglich. Die Eigendynamik fällt insbesondere bei diskontinuierlicher Geburtenentwicklung und bei abrupter Trendumkehr stark ins Gewicht. Eine stabile Bevölkerung mit der Wachstumsrate Null ist eine stationäre Bevölkerung6; sie wird gelegentlich auch Sterbetafelbevölkerung6 genannt (siehe §432ff). Eine quasi-stabile Bevölkerung7 ist eine ehedem stabile Bevölkerung mit weiterhin konstanten Geburtenhäufigkeiten, mit jedoch langsam sich verändernder Sterblichkeit, während eine pseudo-stabile Bevölkerung8 konstante Sterblichkeit aufweist, ihre Geburtenhäufigkeiten jedoch regelmäßig, d.h. mit konstanter Frequenz und Amplitude um einen Reproduktionstrend (z.B. um eine }}Nettoreproduktionsziffer (711-3) größer, kleiner, gleich 1) pendelt. Alle derartigen Modelle dienen zur Abschätzung von Struktur- und Wachstumseffekten (701-11/701-12) in tatsächlichen Bevölkerungen sowie allgemein zur Schätzung verschiedener Charakteristiken und Parametern realer Bevölkerungen. Für langfristige und/oder historische Betrachtungen wird gelegentlich das Gesetz des logistischen Wachstums10 unterstellt, wobei sich eine logistische Bevölkerung9 ergibt.

  • 1. Die intrinsische Wachstumsrate, durch ihren Entdecker Alfred Lotka oft auch die wahre Rate des natürlichen Bevölkerungswachstums (frz. daher: taux de Lotka) genannt, entspricht der Differenz zwischen intrinsischer Geburtenziffer (oder: stabiler Geburtenziffer) und intrinsischer Sterbeziffer (oder: stabiler Sterbeziffer).
  • 10. Beim logistischen Wachstum herrscht zunächst ein ungefähr exponentieller Anstieg; nach Überschreiten eines Wendepunktes erfolgt eine immer stärkere Abschwächung des Wachstums bis schließlich ein asymptotisches Sättigungsniveau erreicht wird.
  • 11. Einige Autoren bezeichnen mit pseudo-stabil allerdings auch eine Bevölkerung, deren Geburtenniveau - bei konstanter Sterblichkeit -jährlich um einen konstanten Prozentsatz sinkt oder wächst, wobei die altersspezifische Verteilung konstant bleibt.


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