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Mehrsprachiges Demographisches Wörterbuch (zweite Ausgabe 1987)

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Wirtschafts- und Sozialdemographie

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Teilbereiche der Bevölkerungswissenschaft befassen sich mit den Wechselwirkungen zwischen demographischen Erscheinungen einerseits und wirtschaftlichen bzw. sozialen andererseits. Ein wichtiger Gegenstand der Bevölkerungstheorie (105-1) ist seit langem das Verhältnis zwischen der Größe der Bevölkerung eines Landes und den Ressourcen1 und der Produktion2 von Gütern und Dienstleistungen. Neuerdings wird die Beziehung zwischen Bevölkerungsentwicklung (701-1) und Wirtschaftswachstum (903-1) unter anderem im Hinblick auf Konsum3, Sparen4, Investition5 und den Arbeitsmarkt 6★ besonders beobachtet.

902

Die Begriffe Überbevölkerung1 oder Unterbevölkerung2 verweisen auf ein zahlenmäßiges Zuviel oder Zuwenig an Bevölkerung innerhalb eines Gebietes (301-2). Sie haben nur Sinn, wenn sie auf eine bestimmte Entwicklungsstufe3, ein bestimmtes Entwicklungsniveau3 bezogen werden. Eine Bevölkerungszahl, bei der weder eine Verminderung noch eine Vergrößerung bestimmte Vorteile für die betrachtete Bevölkerung bringen würde, wird als Bevölkerungsoptimum4 oder optimale Bevölkerung4 bezeichnet. Unter wirtschaftlichem Bevölkerungsoptimum5 wird jene Bevölkerungszahl verstanden, die den Bewohnern eines bestimmten Gebietes den größtmöglichen materiellen Wohlstand gewähren würde. Als Indikator für Wohlstand wird dabei üblicherweise der Lebensstandard6 herangezogen, welcher im allgemeinen durch das reale Volkseinkommen pro Kopf der Bevölkerung7, reale Pro-Kopf-Einkommen7, approximiert wird.

  • 5. Neben einem Bevölkerungsoptimum im Hinblick auf den größtmöglichen materiellen Wohlstand ist gelegentlich ein solches im Hinblick auf militärische Gesichtspunkte (Machtoptimum) oder auf allgemeine gesellschaftliche Lebensverhältnisse (soziales Optimum) angesprochen worden.
  • 7. Als Maß für den Lebensstandard wird oft auch das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der Bevölkerung benutzt.

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Verschiedene Disziplinen der Sozialwissenschaften haben auf die vielfältigen dynamischen Beziehungen hingewiesen, die zwischen wirtschaftlichem Wachstum1 und wirtschaftlicher Entwicklung1 einerseits und der Bevölkerungsentwicklung, ihrer Veränderung in Größe, Struktur und Verteilung, andererseits bestehen. Die Ökonomen sind heute weniger am statischen Konzept einer optimalen Bevölkerungsgröße als am dynamischen Gegenstück, der optimalen Bevölkerungswachstumsrate2 interessiert, die innerhalb der gegebenen Rahmenbedingungen eine maximale Verbesserung des Lebensstandards ermöglicht. Die angedeuteten Zusammenhänge sind speziell für Länder mit niedrigem Lebensstandard von Bedeutung, die man als Entwicklungsländer3 oder weniger entwickelte Länder3 (LDC) oder Drittweltstaaten3 bezeichnet.

  • 1. Wachstum ist von Entwicklung streng zu unterscheiden. Während der eher ökonomische Wachstumsbegriff lediglich die Zunahme z.B. des Volkseinkommens beinhaltet, umfaßt der stark politische Entwicklungsbegriff mindestens noch den Verteilungsaspekt (Einkommen, meist auch Besitz und Chancen). Verschiedene politische Schulen bieten unterschiedliche Entwicklungsbegriffe an.
  • 3. Die Klassifizierung und Benennung dieser Länder bieten einige theoretische, konzeptionelle und politische Schwierigkeiten. Eine pragmatische, heute übliche Unterteilung spricht bei den ärmsten Ländern von LDC (= least developed countries) und von MSAC (= most seriously affected countries) und unterscheidet weiter sog. Schwellenländer (NIC = Newly Industrialized Countries) und ölexportierende Staaten. Die Abgrenzungen erfolgen mittels verschiedener, uneinheitlicher Indikatoren. Im Gegensatz zu den Industrieländern (entwickelte (DC) oder mehr entwickelte Länder (MDC)) werden die LDCs auch gelegentlich als unterentwickelte oder Niedrigeinkommenländer bezeichnet.

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Unter dem Bevölkerungsmaximum1 oder der Tragfähigkeit1 eines Gebietes wird im allgemeinen die größte Anzahl von Personen verstanden, die unter spezifischen Rahmenbedingungen in dieser Region ihren Lebensunterhalt fristen können. Lebensunterhalt wird dabei oft verschieden definiert und interpretiert (Konzept der absoluten und relativen Armut; Existenzminimum (905-5)). Umgekehrt gilt als Bevölkerungsminimum2 im allgemeinen diejenige Bevölkerungszahl, die in einer bestimmten Region unter bestimmten Rahmenbedingungen gerade noch das Überleben als Gruppe3 sichert.

905

Der Ausdruck Bevölkerungsdruck1 ist nur sinnvoll, wenn die Bevölkerungsgröße zu den zur Verfügung stehenden Ressourcen (901-1) in Beziehung gesetzt wird. Hoher oder niedriger Bevölkerungsdruck weist darauf hin, daß die Bevölkerung im Hinblick auf die vorhandenen Ressourcen sich nahe oder weit weg vom Bevölkerungsmaximum befindet. Folgt man der malthusianischen Bevölkerungstheorie2 (nach Thomas Robert Malthus), so entsteht im Laufe der Zeit unweigerlich ein Druck der Bevölkerung auf die individuell verfügbaren Subsistenzmittel3, Unterhaltsmittel3. Jede Zunahme im Angebot an Unterhaltsmitteln bewirkt danach auch eine Zunahme der Bevölkerung bis sich wiederum ein demographisches Gleichgewicht4 einspielt, bei dem die Lebenshaltung der Bevölkerung erneut dem physiologischen Existenzminimum5, dem Subsistenzminimum5, entspricht. Das demographische Gleichgewicht bleibt erhalten, wenn es gelingt, jegliche Überschußbevölkerung 10★ zu vermeiden. Das Ziel kann erreicht werden entweder durch das Eintreten repressiver Kontrollen6 oder repressiven Hemmnisse6, die auch malthusianische Kontrollen6 genannt werden, wie Hunger, Seuchen, Kriege, oder aber durch Anwenden präventiver Kontrollen7 oder präventiven Hemmnisse7, durch ein Leben in sittlicher Enthaltsamkeit8 oder ein Hinausschieben der Eheschließung9 bei gleichzeitiger sexueller Abstinenz vor der Eheschließung.

  • 2. Über den eigentlichen Gehalt der Malthusschen Gedanken bestehen in der Bevölkerungswissenschaft Kontroversen. Sie sind nicht zuletzt bedingt durch eine sehr unterschiedliche Fassung seiner Thesen in der ersten Auflage seines Werkes „An Essay on the Principle of Population” (einer gesellschaftlichen Kampfschrift) und in den folgenden Auflagen, die eine ausführliche Behandlung der Problematik auf der Basis umfangreicher Studien und Reiseerfahrungen enthalten. Die erste Auflage verweist lediglich auf repressive Hemmnisse (malthusian checks) (905-6). Im Hinblick auf die in den folgenden Auflagen erwähnten präventiven Hemmnisse (905-7) ist umstritten, ob damit alle Formen willentlicher Geburtenbegrenzung (also auch mit Methoden der Geburtenkontrolle (627-3)) gemeint sind oder nur für der von Malthus direkt erwähnte Begriff „sittliche Enthaltsamkeit” (905-8).
  • 10. Unter Überschußbevölkerung versteht man die zusätzliche Bevölkerung, die in der Makrobetrachtung die durchschnittliche Lebenshaltung des Individuums unter das Subsistenzminimum drückt.

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Der Begriff Malthusianismus1 verweist in der ursprünglichen Bedeutung auf eine bevölkerungstheoretische Richtung, die, aufbauend auf den Lehren von Malthus (905-2*), eine Begrenzung der Bevölkerungsvermehrung durch präventive Hemmnisse (905-7) anstelle von repressiven (905-6) befürwortet. Im Laufe der Zeit ist dieser Ausdruck gleichbedeutend geworden mit Neomalthusianismus2, worunter eine Beschränkung der Bevölkerungsvermehrung mit Methoden der Geburtenkontrolle (627-3) zu verstehen ist.

  • 1. Die Begriffe Malthusianismus oder malthusianisch werden von Wirtschaftswissenschaftlern gelegentlich im Sinn von Beschränkung des Bevölkerungswachstums durch Familienplanungsprogramme zur Bewältigung wirtschaftlicher Probleme benutzt.

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Als demographischer Übergang1 oder auch demographische Transformation1 wird der Übergang von einer Situation, in der die Geburten- und Sterbeziffern in einer Bevölkerung relativ hoch sind, zu einer Situation mit relativ niedrigen Werten dieser Art bezeichnet - ein Vorgang, der in vielen Ländern in Verbindung mit der Ausbreitung des Industrialisierungsprozesses zu beobachten ist. Beim Übergang von der traditionellen Bevölkerungsweise2, prätransformatorischen Phase2 oder Vorübergangsphase2 zur modernen Bevölkerungsweise3, posttransformatorischen Phase3 oder Nachübergangsphase3 ist typischerweise eine Verzögerung des Rückgangs der Geburtenziffer gegenüber dem früher einsetzenden Sterblichkeitsrückgang festzustellen mit der Folge eines Bevölkerungswachstums der Übergangsphase4. Die Wirtschaftswissenschaftler haben sich u.a. mit den Entwicklungen der Produktivität5 (d.h. der Produktion pro Kopf der Bevölkerung) beschäftigt, die mit diesen Vorgängen im Zusammenhang stehen.

  • 1. Eine weitere Unterscheidung erfolgt in Fruchtbarkeitsübergang und Sterblichkeitsübergang, in der Theorie des demographischen Übergangs werden die historischen Veränderungen der Geburten- und Sterbeziffern mit Faktoren des sozio-ökonomischen Wandels im Verlauf der Industrialisierung und Verstädterung in bezug gebracht.

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