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Mehrsprachiges Demographisches Wörterbuch (zweite Ausgabe 1987)

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Bevölkerungswachstum und Reproduktion

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Die Variablen Geburten, Sterbefälle und Wanderungen bestimmen die Bevölkerungsentwicklung die allgemein auch mit Bevölkerungswachstum1 bezeichnet wird; liegt eine Bevölkerungsabnahme2, ein Bevölkerungsrückgang2 oder eine Bevölkerungsschrumpfung2 vor, so spricht man oft von negativem Wachstum3. Einer geschlossenen Bevölkerung4, die sich weder durch Zu- noch Abwanderung verändert und deren Entwicklung lediglich durch Geburten und Sterbefälle bestimmt wird, steht die offene Bevölkerung5 mit möglicher Zu- und Abwanderung gegenüber. Die Veränderung einer offenen Bevölkerung setzt sich somit einerseits aus dem Wanderungssaldo6 -auch Nettowanderung6 oder Wanderungsbilanz6 genannt - und andererseits dem natürlichen, biosozialen Wachstum7 zusammen. Das biosoziale Wachstum selbst ergibt sich aus dem Geburtenüberschuß8 bzw. dem Geburtendefizit 9★, allgemein auch Geburtenbilanz8 oder Geburtensaldo8 genannt. Bei einer sich nicht verändernden Bevölkerung verwendet man auch den Begriff Nullwachstum 10★ (vgl. auch 703-6). Jede Veränderung einer Variablen beeinflußt im allgemeinen Wachstum und Struktur einer Bevölkerung, und man untersucht in diesem Zusammenhang Wachstumseffekte 11★ und Struktureffekte 12★.

  • 1. Es empfiehlt sich, allgemein von Bevölkerungsentwicklung zu sprechen, da einerseits Geburten, Sterbefälle und Wanderungen nicht nur die Zu- oder Abnahme einer Bevölkerung, sondern auch deren Struktur bestimmen und andererseits begrifflich dem Ausdruck Wachstum die Begriffe Nullwachstum und Rückgang gegenüberstehen.

702

Das Verhältnis der absoluten Bevölkerungsveränderung innerhalb eines Zeitabschnittes zur mittleren Bevölkerung dieser Periode nennt man Wachstumsziffer1. Wird zu ihrer Berechnung an Stelle der mittleren Bevölkerung die Bevölkerung zu Beginn des entsprechenden Zeitabschnittes herangezogen, so handelt es sich um eine Wachstumsrate1 (zu Raten und Ziffern vgl. vor allem §133). Bezieht sich die beobachtete Bevölkerungsentwicklung auf Zeitabschnitte, die länger oder kürzer als ein Jahr sind, so kann die durchschnittliche jährliche Wachstumsziffer2 oder auch Wachstumsrate2 berechnet werden. Für den entsprechenden Zeitraum unterstellt man dabei häufig exponentielles Wachstum3, wobei die Zeit als kontinuierliche Variable behandelt wird. Die Größe einer exponentiellen Bevölkerung4 würde wie eine Exponentialfunktion der Zeit anwachsen. Die exponentielle Wachstumsrate5 (fälschlicherweise auch exponentielle Wachstumsziffer) entspricht der Wachstumsintensität5 oder dem Grenzwert des Wachstums5 (vgl. 137-5). Die aus biosozialem, natürlichem Wachstum (701-7) und durchschnittlicher Bevölkerung der entsprechenden Periode gebildete Maßzahl heißt Ziffer des biosozialen (oder natürlichen) Wachstums6 oder auch Geburtenbilanzziffer6; sie ist gleich der Differenz zwischen roher Geburtenziffer und roher Sterbeziffer.

  • 3. Wird die Zeit als diskrete Variable behandelt, bezieht man sich eher auf geometrisches Wachstum.
  • 4. Die exponentielle Bevölkerung wird gelegentlich als malthusianische Bevölkerung bezeichnet, was aber mißverständlich ist (siehe hierzu 906-1).
  • 6. Früher, jedoch heute ungebräuchlich, wurde gelegentlich auch ein Vitalitätsindex errechnet; er entspricht dem Quotienten aus der Anzahl der Geburten und der Sterbefälle einer Periode. Die Ziffer des biosozialen Wachstums wird in der Schweiz Geburtenüberschußziffer genannt.

703

Werden in einer geschlossenen Bevölkerung (701-4) die altersspezifischen Geburten- und Sterbeziffern (633-9 und 401-7) über längere Zeit hinweg konstant gehalten (in der Regel genügen 40 bis 60 Jahre), spielt sich allmählich auch eine konstante Wachstumsrate ein. Eine solche Bevölkerung wird stabile Bevölkerung2, ihre Wachstumsrate stabile Wachstumsrate1 oder intrinsische Wachstumsrate1 genannt. In einer stabilen Bevölkerung bleiben auch die Anteile der verschiedenen Altersklassen unverändert, d.h. sie hat auch einen stabilen Altersaufbau3. Dieser stabile Altersaufbau - allein bestimmt durch die konstant gehaltenen altersspezifischen Geburten- und Sterbeziffern - spielt sich im Laufe der Entwicklung ein, ganz unabhängig vom ursprünglichen Altersaufbau4. In der Wirklichkeit kommt eine exakt stabile Bevölkerung jedoch nicht vor, weil sich Geburtenniveau und Sterblichkeitsverhältnisse ständig ändern. Ihre Berechnung kann jedoch zur Schätzung des Wachstumspotentials5 einer realen Bevölkerung dienen, eines möglichen Wachstums also, das sich aus einer Kombination bestimmter altersspezifischer Geburten- und Sterbeziffern ergäbe, falls dieses Geburten- und Sterblichkeitsniveau konstant gehalten würde. Im Zusammenhang mit dem Wachstumspotential sei auch die demographische Eigendynamik 11★, der demographische Schwung 11★, das Trägheitsmoment  11★ oder kurz das demographische Momentum  11★ erwähnt: damit bezeichnet man die im Altersaufbau versteckte Dynamik einer zeitlich verzögerten Wachstumsreaktion, hervorgerufen durch die biologische Tatsache, daß vom Zeitpunkt der Geburt einer Kohorte (116-2) bis zum Beginn ihrer Periode der Fortpflanzungsfähigkeit (620-1) eine gewisse Zeit vergeht. Eine Bevölkerung kann aus diesem Grunde z.B. noch wachsen, obwohl das Geburtenniveau schon längst sinkt. Auch der umgekehrte Fall ist möglich. Die Eigendynamik fällt insbesondere bei diskontinuierlicher Geburtenentwicklung und bei abrupter Trendumkehr stark ins Gewicht. Eine stabile Bevölkerung mit der Wachstumsrate Null ist eine stationäre Bevölkerung6; sie wird gelegentlich auch Sterbetafelbevölkerung6 genannt (siehe §432ff). Eine quasi-stabile Bevölkerung7 ist eine ehedem stabile Bevölkerung mit weiterhin konstanten Geburtenhäufigkeiten, mit jedoch langsam sich verändernder Sterblichkeit, während eine pseudo-stabile Bevölkerung8 konstante Sterblichkeit aufweist, ihre Geburtenhäufigkeiten jedoch regelmäßig, d.h. mit konstanter Frequenz und Amplitude um einen Reproduktionstrend (z.B. um eine }}Nettoreproduktionsziffer (711-3) größer, kleiner, gleich 1) pendelt. Alle derartigen Modelle dienen zur Abschätzung von Struktur- und Wachstumseffekten (701-11/701-12) in tatsächlichen Bevölkerungen sowie allgemein zur Schätzung verschiedener Charakteristiken und Parametern realer Bevölkerungen. Für langfristige und/oder historische Betrachtungen wird gelegentlich das Gesetz des logistischen Wachstums10 unterstellt, wobei sich eine logistische Bevölkerung9 ergibt.

  • 1. Die intrinsische Wachstumsrate, durch ihren Entdecker Alfred Lotka oft auch die wahre Rate des natürlichen Bevölkerungswachstums (frz. daher: taux de Lotka) genannt, entspricht der Differenz zwischen intrinsischer Geburtenziffer (oder: stabiler Geburtenziffer) und intrinsischer Sterbeziffer (oder: stabiler Sterbeziffer).
  • 10. Beim logistischen Wachstum herrscht zunächst ein ungefähr exponentieller Anstieg; nach Überschreiten eines Wendepunktes erfolgt eine immer stärkere Abschwächung des Wachstums bis schließlich ein asymptotisches Sättigungsniveau erreicht wird.
  • 11. Einige Autoren bezeichnen mit pseudo-stabil allerdings auch eine Bevölkerung, deren Geburtenniveau - bei konstanter Sterblichkeit -jährlich um einen konstanten Prozentsatz sinkt oder wächst, wobei die altersspezifische Verteilung konstant bleibt.

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