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Mehrsprachiges Demographisches Wörterbuch (zweite Ausgabe 1987)

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(Wilhelm Winkler und Wörterbuchkommission der Union, erste Ausgabe 1966)
 
(Charlotte Höhn et al., zweite Ausgabe 1987)
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Der Zeitraum, in dem der Mann fähig ist, Kinder zu erzeugen, heißt {{TextTerm|Periode der Zeugungsfähigkeit|1}}, der Zeitraum, in dem die Frau fähig ist, Kinder zu gebären, {{TextTerm|Periode der Gebärfähigkeit|1}}. Diese Zeiträume beginnen mit der Reife der Geschlechtsorgane, der {{TextTerm|Pubertät|2}}. Bei Frauen beginnt die Gebärfähigkeit mit der {{TextTerm|Menstruation|3}}, die in dem regelmäßigen Auftreten der {{TextTerm|Monatsregel|4}} ({{TextTerm|Menses|4}}) besteht. Die {{TextTerm|erste Monatsregel|5}} ({{TextTerm|Menarche|5}}) erscheint zu Beginn der Pubertät; die letzte Monatsregel leitet die {{TextTerm|Menopause|6}} ein, d. h. das endgültige Ausbleiben der Monatsregel. Der Pubertät zu Beginn der Gebärfähigkeit entspricht das {{TextTerm|Klimakterium|6}} am Ende der Gebärfähigkeit. In der statistischen Praxis wird der Beginn der Gebärfähigkeit gewöhnlich mit dem 15. Lebensjahr, das Ende bei 45 oder 50 Jahren angenommen. Das physiologisch oder pathologisch bedingte zeitweilige oder völlige Ausbleiben der Monatsregel (vor dem Klimakterium) wird mit {{TextTerm|Amenorrhöe|7}} bezeichnet.
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Die Lebenszeit, während der die Menschen sich fortzupflanzen vermögen, nennt man die {{TextTerm|Periode der Fortpflanzungsfähigkeit|1}} oder das {{TextTerm|fortpflanzungsfähige Alter|1}} bzw. auf die Frauen bezogen die {{TextTerm|Periode der Gebärfähigkeit|1}} oder das {{TextTerm|gebärfähige Alter|1}} Die Fähigkeit zur Fortpflanzung stellt sich während der Reifungsphase der Geschlechtsorgane, die {{TextTerm|Pubertät|2}} heißt, ein. Bei der Frau steht die Fähigkeit zur Fortpflanzung in engem Zusammenhang mit der {{TextTerm|Menstruation|3}}, dem periodischen Eintreten der {{TextTerm|Regelblutung|4}} der {{TextTerm|Monatsregel|4}}. Die erste Regelblutung kennzeichnet die {{TextTerm|Menarche|5}} (Beginn der Regelblutungen) und die letzten führen während des {{TextTerm|Klimakteriums|6}} (Wechseljahre) schließlich zur {{TextTerm|Menopause|6}} (Beendigung der Regelblutungen). Praktisch läßt man das gebärfähige Alter durch Übereinkunft entweder mit 15 Jahren beginnen oder mit dem {{NonRefTerm|Ehemündigkeitsalter}} ({{RefNumber|50|4|1}}) und beim Alter der Frau von 45 oder 50 Jahren enden. Das zeitweilige Ausbleiben der Regelblutung nennt man generell, auch bei pathologischen Gründen, {{TextTerm|Amenorrhoe|7}} (Ausbleiben der Regelblutung) und speziell infolge einer eingetretenen Schwangerschaft {{TextTerm|Schwangerschaftsamenorrhoe|8}} bzw. diejenige nach der Entbindung {{TextTerm|Post-partum-Amenorrhoe|9}} (Nachgeburtsamenorrhoe).
{{Note|1| Man sagt auch {{NoteTerm|Alter der Fortpflanzungsfähigkeit}}, der {{NoteTerm|Zeugungsfähigkeit}}, der {{NoteTerm|Gehärfähigkeit}}.}}
 
{{Note|2| {{NoteTerm|Pubertät}}, S. f. — Ein Adjektivum des gleichen Stammes ist im Deutschen nicht gebräuchlich.}}
 
  
 
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Der {{TextTerm|Potenz|1}} der Männer, der Fähigkeit, Kinder zu erzeugen, steht die {{TextTerm|Impotenz|2}}, Unfähigkeit, Kinder zu zeugen, gegenüber. Beim weiblichen Geschlecht sind die Ausdrücke {{TextTerm|Fruchtbarkeit|1}} und {{TextTerm|Sterilität|2}} gebräuchlich. Wenn man von {{TextTerm|Fruchtbarkeit von. Ehen|3}} oder {{TextTerm|Unfruchtbarkeit von Ehen|4}} spricht, so meint man damit, ob sie einen Ertrag von mindestens einem Kind aufweisen oder nicht. Im letzten Falle kommt auch {{TextTerm|gewollte Unfruchtbarkeit|5}} der Ehen in Frage.
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Die Fähigkeit eines Mannes, einer Frau oder eines Paares, ein lebendgeborenes Kind hervorzubringen, ist die {{TextTerm|Fortpflanzungsfähigkeit|1}} (biologische Fruchtbarkeit). Das Fehlen dieser Fähigkeit nennt man {{TextTerm|Sterilität|2}}. Die {{TextTerm|Empfängnisunfähigkeit|3}} und {{TextTerm|Zeugungsunfähigkeit|10}} sind wichtige, jedoch nicht die einzigen Gründe für Sterilität. Je nachdem, ob die Sterilität zeitweilig sich zeigt oder endgültig ist, unterscheidet man die {{TextTerm|zeitweise Empfängnisunfähigkeit|4}} bzw. die {{TextTerm|zeitweise Sterilität|5}} von der {{NoteTerm|dauernden}} (vollständigen) {{TextTerm|Empfängnisunfähigkeit|6}} bzw. der {{NoteTerm|dauernden}} (vollständigen) {{TextTerm|Sterilität|7}}. Bei Frauen handelt es sich um {{NoteTerm|primäre}} (totale) {{TextTerm|Sterilität|8}}, sofern die Frau niemals fähig war, ein Kind zu empfangen, und um {{TextTerm|sekundäre Sterilität|9}}, wenn diese Unfähigkeit erst nach der Geburt eines oder mehrerer Kinder auftritt.
{{Note|1| {{NoteTerm|Potenz}}, S. f. — {{NoteTerm|potent}}, Adj. Hier im Sinne von {{NoteTerm|Zeugungsfähigkeit (potentia generandi)}} gebraucht, zum Unterschied von {{NoteTerm|Beischlaffähigkeit (potentia coeundi) — Fruchtbarkei}}t, S. f. — {{NoteTerm|fruchtbar}}, Adj.}}
 
{{Note|2| {{NoteTerm|Impotenz}}, S. f. — {{NoteTerm|impotent}}, Adj. Bedeutung analog Anmerkung 1 — {{NoteTerm|Sterilität}}, S. f. — {{NoteTerm|steril}}, Adj. Sterilität und steril werden immer nur für die {{NoteTerm|physiologische Unfruchtbarkeit}} gebraucht.}}<br />{{NoteTerm|sterilisieren}}, V. t. in diesem Sinne: unfruchtbar machen — {{NoteTerm|Sterilisation, Sterilisierung}}, S. f. die Unfruchtbarmachung.
 
{{Note|3| Zu bemerken ist, daß das französische fertilite ({{RefNumber|62|1|1}}) im Englischen mit fecundity, das französische fecondite ({{RefNumber|62|1|3}}) im Englischen mit ferfility wiedergegeben wird.}}
 
  
 
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Die „Unfruchtbarkeit” ({{RefNumber|62|1|4}}) eines „Paares” ({{RefNumber|50|3|4}}) kann von der Unfähigkeit eines der beiden Partner oder auch von ihrer biologischen Unstimmigkeit herkommen. Man unterscheidet die {{TextTerm|vollständige (totale) Unfruchtbarkeit|1}} d. i. die Unfähigkeit, überhaupt ein Kind zu zeugen oder zu gebären, von der {{TextTerm|Teilunfruchtbarkeit|2}}, d.i. die Unfähigkeit, ein weiteres Kind zu zeugen oder zu gebären, nachdem schon eines oder mehrere gezeugt oder geboren worden sind. Bei der {{TextTerm|zeitweiligen Unfruchtbarkeit|3}} besteht die Unfähigkeit, innerhalb eines beschränkten Zeitraumes ein Kind hervorzubringen. Der Ausdruck wird manchmal für weibliche Personen gebraucht, auch wenn diese Unfruchtbarkeit nicht krankhafter Natur ist. Hier sollte besser von {{TextTerm|zeitweiliger Empfängnisunfähigkeit|4}} gesprochen werden. Das trifft für gewisse Zeiten innerhalb des {{TextTerm|Monatszyklus|5}} zu, aber auch für Zeiten, in denen der {{TextTerm|Eiausstoß|6}} (die {{TextTerm|Ovulation|6}}) aussetzt (Schwangerschaft, Stillen). Dagegen kann mit Recht von zeitweiliger Unfruchtbarkeit gesprochen werden, wo das Ausbleiben des Eiausstoßes abnormal ist: in {{TextTerm|Monatsperioden ohne Ei-Ausstoß|7}} oder beim (krankhaften) zeitweiligen Verschwinden der Monatsregel („Amenorrhöe”, {{RefNumber|62|0|7}}).
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Der Begriff {{NonRefTerm|zeitweise Sterilität}} ({{RefNumber|62|1|5}}) findet bisweilen auch dann Anwendung, wenn eine solche Empfängnisunfähigkeit der Frau überhaupt nicht pathologisch ist. Frauen haben während des {{TextTerm|Monatszyklus|2}}, des {{TextTerm|Menstruationszyklus|2}}, {{TextTerm|Zeiten der Empfängnisunfähigkeit|1}} weil eine Empfängnis generell nur wenige Tage um die Zeit des {{TextTerm|Eisprungs|3}}, der {{TextTerm|Ovulation|3}}, möglich ist. Die Zeit der Empfängnisunfähigkeit, die sich vom Zeitpunkt der {{NonRefTerm|Empfängnis}} ({{RefNumber|60|2|1}}) für die Dauer der Schwangerschaft und nach der Entbindung bis zum Wiedereinsetzen der Ovulation erstreckt und dabei von der Dauer des {{TextTerm|Stillens|4}} beeinflußt wird, wird insbesondere in mathematischen Modellen zur Reproduktion als {{TextTerm|nichtempfängnisbereite Periode|5}} bezeichnet. Auch das Auftreten {{TextTerm|anovulatorischer Zyklen|6}} (Monatsperioden ohne Eisprung) oder unnormale Amenorrhoen werden begrifflich der zeitweisen Sterilität zugeordnet. Die {{TextTerm|verminderte Fortpflanzungsfähigkeit|7}}, {{TextTerm|Subfekundität|7}}, gibt es in verschiedenen Altersgruppen. Bei sehr jungen Menschen sollte nicht von {{TextTerm|jugendlicher Sterilität|8}}, sondern besser von {{TextTerm|verminderter Fortpflanzungsfähigkeit Jugendlicher|8}} gesprochen werden.
{{Note|6| {{NoteTerm|Ausstoß}}, S. m. — {{NoteTerm|ausstoßen}}, V. t.}}
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{{Note|5| Die Periode zwischen Entbindung und Wiedereinsetzen der Ovulation wird oft als Post-partum-Sterilität bezeichnet.}}
  
 
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Die „Fruchtbarkeit der Paare” ({{RefNumber|62|1|3}}) hängt vorwiegend von ihrem {{TextTerm|Fortpflanzungsverhalten|1}} ({{TextTerm|generatives Verhalten|1}}) auf Grund ihrer Einstellung zur Fortpflanzung ab. Man unterscheidet da {{TextTerm|geburtenregelnde Paare|2}} (906), die sich bemühen, ihre Fortpflanzung nach eigener Entscheidung zu regeln, und {{TextTerm|fortpflanzungsnatürliche (fortpflanzungsnaive) Paare|3}}, deren Kinderzahl ausschließlich von der natürlichen Fruchtbarkeit bestimmt wird. Die {{TextTerm|Geburtenregelung|4}}<sup> </sup>({{TextTerm|Familienplanung|4}}) kann sich auf die Zahl der gewünschten Kinder beziehen, aber auch auf die Geburtenabstände. Die Geburtenregelung kann entweder durch {{TextTerm|Empfängnisverhütung|5}} oder durch „künstlichen Abortus” ({{RefNumber|60|4|2}}) erfolgen. Statt Geburtenregelung oder Familienplanung wird gelegentlich auch {{TextTerm|Geburtenbeschränkung|6}}, {{TextTerm|Geburtenkontrolle|6}} oder „Bewußte Elternschaft” ({{RefNumber|61|2|6}}) gesagt.
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Werden die Begriffe {{TextTerm|Fruchtbarkeit|1}} und {{TextTerm|Sterilität|2}} nicht auf die Fortpflanzungsfähigkeit bezogen, sondern, wie es in der Demographie noch oft üblich ist, auf die {{NonRefTerm|Geburtenhäufigkeit}} (siehe hierzu 601) und {{TextTerm|Kinderlosigkeit|2}}, so bringen sie zum Ausdruck, daß es im Beobachtungszeitraum Fortpflanzung gab oder nicht. {{TextTerm|Dauernde endgültige Kinderlosigkeit|4}} kann sich ab einem gewissen Alter oder ab einer bestimmten Ehedauer bis zum Ende des gebärfähigen Alters erstrecken. Beruht die fehlende Fortpflanzung auf der Willensentscheidung des {{NonRefTerm|Paares}} ({{RefNumber|50|3|8}}), überhaupt keine Kinder zu haben, so handelt es sich um {{TextTerm|freiwillige Kinderlosigkeit|5}}.
  
 
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=== 624 ===
  
Unter {{TextTerm|Empfängnisverhütung|1}} ({{TextTerm|Kontrazeption|1}}) wird die Anwendung von Methoden verstanden, die eine „Empfängnis” ({{RefNumber|60|2|1}}) beim {{TextTerm|Geschlechtsverkehr|2}} ({{TextTerm|Beischlaf|2}}, {{TextTerm|Koitus|2}}, {{TextTerm|Kohabitation|2}}) ausschließen sollen. Die „Sterilisierung” ({{RefNumber|62|1|2}}*) wird im allgemeinen nicht unter die {{TextTerm|empfängnisverhütenden (kontrazeptiven, antikonzeptionellen) Methoden|3}} gerechnet. Auch die {{TextTerm|Enthaltsamkeit|4}} ({{TextTerm|Abstinenz|4}}), d. i. die vollständige dauernde Enthaltung vom „Geschlechtsverkehr”, fällt schon definitionsgemäß nicht darunter.
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Die Geburtenhäufigkeit der {{NonRefTerm|Paare}} ({{RefNumber|50|3|8}}) hängt von ihrem {{TextTerm|generativen Verhalten|1}} ab. Man unterscheidet in diesem Zusammenhang {{TextTerm|Geburtenplanung betreibende Paare|2}}, {{TextTerm|planende Paare|2}}, die versuchen, die Anzahl und das {{NonRefTerm|Spacing}} ({{RefNumber|61|2|1}} *) von Geburten zu bestimmen, von den {{TextTerm|nicht Geburtenplanung betreibenden Paaren|3}}, {{TextTerm|nicht planenden Paaren|3}}. {{TextTerm|Familienplanung|4}} hat, da es auch das {{NonRefTerm|Spacing}} ({{RefNumber|61|2|1}} *) umfaßt, einen breiteren Bedeutungsinhalt als {{TextTerm|Begrenzung der Kinderzahl|4}}, womit nur die Bemühungen, die {{TextTerm|gewünschte Kinderzahl|5}} nicht zu überschreiten, gemeint sind. Ausdrücke wie {{TextTerm|Geburtenkontrolle|6}}, {{TextTerm|Geburtenbeschränkung|6}}, {{TextTerm|Geburtenverhütung|6}} sind weitere, synonyme Begriffe, die sich auf das Bemühen der Paare, nicht nur der verheirateten, beziehen, die Zahl der Geburten zu planen.
{{Note|1| {{NoteTerm|Verhütung}}, S. f. — {{NoteTerm|verhüten}}, V. t.}}
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{{Note|5| Als {{NoteTerm|ungewünschte Geburten}} werden jene bezeichnet, die nach Erreichen der gewünschten Kinderzahl noch geboren werden. Sie sind begrifflich von {{NoteTerm|ungeplanten Geburten}} zu unterscheiden, die sich zu einem nicht beabsichtigten Zeitpunkt ereigneten.}}
{{Note|2| {{NoteTerm|Geschlechtsverkehr}}, S. m. — {{NoteTerm|verkehren}}, V. i. (in diesem Sinne, den Beischlaf ausüben).}}
 
  
 
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Man teilt die „empfängnisverhütenden Methoden” ({{RefNumber|62|4|3}}) ein in {{TextTerm|empfängnisverhütende Methoden mit Hilfsmitteln|1}} und {{TextTerm|empfängnisverhütende Methoden ohne Hilfsmittel|2}}. Bei den erstgenannten werden {{TextTerm|kontrazeptive Mittel mechanischer Art|3}} (z. B. Kondome, Pessare) oder {{TextTerm|chemische kontrazeptive Mittel|4}} oder Kombinationen verwendet. Die Methoden ohne Hilfsmittel sind der {{TextTerm|unterbrochene Beischlaf|5}} ({{TextTerm|coitus interruptus|5}}) oder die {{TextTerm|periodische Enthaltsamkeit|6}}, die sich der {{TextTerm|Perioden geringer Empfängniswahrscheinlichkeit|7}} im „Menstruationszyklus” ({{RefNumber|62|2|5}}) bedient.
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Familienplanung beinhaltet den Gedanken der {{TextTerm|verantwortungsvollen Elternschaft|1}}, der {{TextTerm|verantwortlichen Planung der Elternschaft|1}}, d.h. das Bemühen, Anzahl und Spacing von Geburten in bestmöglichen Einklang mit den Interessen jeden Paares oder der Gesellschaft zu bringen. Die von einem {{NonRefTerm|Paar gewünschte Kinderzahl}} ({{RefNumber|62|4|5}}) oder erwartete Kinderzahl kann von der {{TextTerm|idealen Kinderzahl|2}} abweichen, die dieses Paar anläßlich einer Befragung nennt. Die gewünschte Kinderzahl und das Spacing der Geburten können wegen {{TextTerm|Planungsfehlern|3}} überschritten werden. Deren Häufigkeit hängt von der {{TextTerm|Verhütungseffizienz|4}} ab, die zwei Aspekte hat. Die {{TextTerm|theoretische Verhütungseffizienz|5}} gibt an, wie verläßlich eine Methode bei genauer Beachtung aller Anweisungen ist. Die {{TextTerm|praktische Verhütungseffizienz|6}} mißt die Zuverlässigkeit beim alltäglichen Gebrauch in einer bestimmten Bevölkerung. Unter Bezugnahme auf den Begriff der {{NonRefTerm|residuellen Empfängniswahrscheinlichkeit}} ({{RefNumber|63|8|7}}) wird sie gewöhnlich mittels der {{TextTerm|Ziffer der Planungsfehler|7}} gemessen, indem die Anzahl ungewünschter Empfängnisse zur {{NonRefTerm|Zeitdauer unter Empfängnisrisiko}} ({{RefNumber|61|3|1}}) in Beziehung gesetzt wird.
{{Note|4| Als chemische Mittel gelten {{NoteTerm|samentötende Mittel}} und {{NoteTerm|ovulationshemmende Mittel}} — {{NoteTerm|samentötend}}, P. Pr. von Samen ({{RefNumber|60|2|4}}) töten — {{NoteTerm|spermatozid}}, Adj.}}
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{{Note|4| Nicht zu verwechseln mit der demographischen Effizienz eines Familienplanungsprogramms (siehe {{RefNumber|62|6|7}}).}}
{{Note|6| Auch bekannt unter dem Namen {{NoteTerm|Methode nach Ogino}}, {{NoteTerm|Methode nach Knaus}} oder {{NoteTerm|Methode nach Ogino-Knaus}}, nach dem Namen ihrer wichtigsten Vertreter. }}
 
  
 
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=== 626 ===
  
Die gebräuchlichsten „empfängnisverhütenden Methoden mit Hilfsmitteln” ({{RefNumber|62|5|1}}) beruhen auf dem einzelnen oder kombinierten Gebrauch folgender Mittel: {{TextTerm|Präservativ|1}}, {{TextTerm|Okklusivpessar|2}}, andere {{TextTerm|Verschlußvorrichtungen, um das Vordringen der Spermatozoen in die Gebärmutter zu verhindern|3}}, {{TextTerm|Scheidentampons|4}} oder {{TextTerm|-schwämmchen|4}}, {{TextTerm|Scheideninjektion|5}}, {{TextTerm|kontrazeptive Gelees|6}} und {{TextTerm|kontrazeptive Pomaden|6}}, {{TextTerm|Quelltabletten|7}} oder {{TextTerm|schaumbildende Tabletten|7}}.
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Ein {{TextTerm|Familienplanungsprogramm|1}} hat die Aufgabe, Methoden der {{NonRefTerm|Empfängnisverhütung}} ({{RefNumber|62|7|1}}) in einer Gruppe von {{TextTerm|potentiellen Anwendern|2}}, auch {{TextTerm|Zielbevölkerung|2}} genannt, bekannt zu machen und zu verbreiten. Ein {{TextTerm|Arbeitsteam für die Feldarbeit|3}} (u.a. {{TextTerm|Werbung, Motivation und Verteilung|3}}) versucht, diese Bevölkerung zu erreichen und von der Familienplanung zu überzeugen. Der Erfolg des Programms kann mittels des {{TextTerm|Anteils der Neuanwender|4}}, der {{TextTerm|Beteiligungsquote|4}} in der Zielbevölkerung gemessen werden. Für die Neuanwender wird außerdem die {{TextTerm|Weiterbeteiligungsquote|5}} nach Ablauf einer gewissen Zeit und der Komplementärwert, die {{TextTerm|Abbrecherquote|6}} oder {{TextTerm|drop-out-Quote|6}} berechnet. Schätzungen der Anzahl und des Anteils {{TextTerm|vermiedener Geburten|7}} zeigen die {{NonRefTerm|demographische Effizienz}} ({{RefNumber|62|5|4}}*) des Programms. Die Verbreitung von Empfängnisverhütung in einer Bevölkerung wird mittels der {{TextTerm|Anwenderquote|8}}, der {{TextTerm|Quote der kontrazeptiven Beteiligung|8}} in einer relevanten Gesamtheit, wie Frauen im gebärfähigen Alter, geschätzt.
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{{Note|6| Es handelt sich hier um die drop-out-Quote der Beteiligung an Familienplanung. Zu einer anderen Verwendung im Zusammenhang mit Bildungsbeteiligung siehe {{RefNumber|34|7|2}}.}}
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{{Note|8| Spezielle Erhebungen über Kenntnis (knowledge), Einstellungen (attitudes) und Anwendung (practice) von Empfängnisverhütung werden oft in Abkürzung der englischen Begriffe {{NoteTerm|KAP-Studien}} genannt.}}
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Unter {{TextTerm|Empfängnisverhütung|1}} {{TextTerm|Kontrazeption|1}} versteht man die Anwendung von Methoden zur Verhinderung einer {{NonRefTerm|Empfängnis}} ({{RefNumber|60|2|1}}) als Folge von {{TextTerm|Geschlechtsverkehr|2}} (Koitus, Kohabitation). Der Begriff beinhaltet auch die kontrazeptionelle {{NonRefTerm|Sterilisation}} ({{RefNumber|63|1|1}}). {{TextTerm|Methoden der Geburtenkontrolle|3}} ist ein weitergehender Begriff als {{TextTerm|Methoden der Empfängnisverhütung|3}}, {{TextTerm|der Kontrazeption|3}}, da er auch die {{NonRefTerm|Abtreibung}} ({{RefNumber|60|4|2}}) einschließt. Die {{TextTerm|Enthaltsamkeit|4}} (Abstinenz), insbesondere die {{NonRefTerm|periodische Enthaltsamkeit}} ({{RefNumber|62|8|4}}), zählt zu den Methoden der Empfängnisverhütung.
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Gelegentlich gliedert man die {{NonRefTerm|Methoden der Empfängnisverhütung}} ({{RefNumber|62|7|3}}) in {{TextTerm|Methoden mit Hilfsmitteln|1}} und {{TextTerm|Methoden ohne Hilfsmittel|2}}. Eine wichtige Methode der Empfängnisverhütung ohne Hilfsmittel ist der {{TextTerm|Coitus interruptus|3}}, eine andere die {{TextTerm|Rhythmusmethode|4}} oder {{TextTerm|Knaus-Ogino-Methode|4}}, welche auf {{TextTerm|periodischer Enthaltsamkeit|4}} an den empfängnisfähigen Tagen der Frau beruht und stattdessen die {{TextTerm|sicheren Tage|5}} (Periode geringer Empfängniswahrscheinlichkeit) nutzt. Sie wird zur {{TextTerm|Basaltemperaturmethode|6}}, wenn die Frau durch regelmäßiges Temperaturmessen die sicheren Tage ermittelt.
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{{Note|4| Als Oberbegriff für die Rhythmusmethode, die Basaltemperaturmethode und andere Techniken zur Bestimmung der Zeit des Eisprungs, wie neuerdings die Kontrolle des Cervixschleims, hat sich der Ausdruck {{NoteTerm|natürliche Familienplanungsmethoden}} durchgesetzt.}}
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Methoden mit mechanischen und chemischen Hilfsmitteln, die allein oder kombiniert angewendet werden, sind das {{TextTerm|Präservativ|1}} oder {{TextTerm|Kondom|1}} das {{TextTerm|Pessar|2}}, das {{TextTerm|Diaphragma|3}}, {{TextTerm|der Scheidenschwamm|4}} {{TextTerm|Gelees|5}}, {{TextTerm|Zäpfchen|6}}, {{TextTerm|Schaumtabletten|7}} und die {{TextTerm|Dusche|8}}, {{TextTerm|Spülungen|8}} mit oder ohne {{TextTerm|Spermicide|9}}, {{TextTerm|samentötende Mittel|9}}. Außerdem gibt es verschiedene Arten des {{TextTerm|Intrauterinpessars|10}}, abgekürzt als {{TextTerm|IUD|10}} bekannt, darunter die {{TextTerm|Spirale|10}}, das {{TextTerm|Kupfer-T|10}} usw..
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Die heute gebräuchlichste Methode mit Hilfsmitteln sind die {{TextTerm|oralen Kontrazeptiva|1}} die {{TextTerm|oralen Verhütungsmittel|1}}. Die Wirkung der {{TextTerm|hormonalen Empfängnisverhütung|2}} oder der {{TextTerm|Empfängnisverhütung durch Steroide|3}} beruht auf der Verhinderung des {{NonRefTerm|Eisprungs}} ({{RefNumber|62|2|3}}) durch die regelmäßige Einnahme der sogenannten {{TextTerm|Pille|4}} oder auf Injektionen (Spritzen) oder Implantationen (Einpflanzungen).
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Die {{TextTerm|Sterilisierung|1}} erfolgt i.d.R. durch chirurgischen Eingriff: beim Mann durch {{TextTerm|Vasektomie|2}} (Samenleiterdurchtrennung) und bei der Frau durch {{TextTerm|Tubenligatur|4}} (Eileiterdurchtrennung), durch {{TextTerm|Salpingektomie|5}} (Entfernung des Eileiters) oder durch {{TextTerm|Hysterektomie|6}} (Entfernung der Gebärmutter).
  
 
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Version vom 5. März 2010, 11:43 Uhr


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Kapitel | Allgemeines index 1 | Begriffe und Methoden der Bevölkerungsstatistik index 2 | Bevölkerungsstand index 3 | Sterblichkeit und Krankheit index 4 | Eheschliessung und Ehelösung index 5 | Geburtenhäufigkeit, Fruchtbarkeit index 6 | Bevölkerungswachstum und Reproduktion index 7 | Räumliche Mobilität index 8 | Wirtschafts- und Sozialdemographie index 9
Section | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 20 | 21 | 22 | 23 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | 35 | 40 | 41 | 42 | 43 | 50 | 51 | 52 | 60 | 61 | 62 | 63 | 70 | 71 | 72 | 73 | 80 | 81 | 90 | 91 | 92 | 93

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Die Lebenszeit, während der die Menschen sich fortzupflanzen vermögen, nennt man die Periode der Fortpflanzungsfähigkeit1 oder das fortpflanzungsfähige Alter1 bzw. auf die Frauen bezogen die Periode der Gebärfähigkeit1 oder das gebärfähige Alter1 Die Fähigkeit zur Fortpflanzung stellt sich während der Reifungsphase der Geschlechtsorgane, die Pubertät2 heißt, ein. Bei der Frau steht die Fähigkeit zur Fortpflanzung in engem Zusammenhang mit der Menstruation3, dem periodischen Eintreten der Regelblutung4 der Monatsregel4. Die erste Regelblutung kennzeichnet die Menarche5 (Beginn der Regelblutungen) und die letzten führen während des Klimakteriums6 (Wechseljahre) schließlich zur Menopause6 (Beendigung der Regelblutungen). Praktisch läßt man das gebärfähige Alter durch Übereinkunft entweder mit 15 Jahren beginnen oder mit dem Ehemündigkeitsalter (504-1) und beim Alter der Frau von 45 oder 50 Jahren enden. Das zeitweilige Ausbleiben der Regelblutung nennt man generell, auch bei pathologischen Gründen, Amenorrhoe7 (Ausbleiben der Regelblutung) und speziell infolge einer eingetretenen Schwangerschaft Schwangerschaftsamenorrhoe8 bzw. diejenige nach der Entbindung Post-partum-Amenorrhoe9 (Nachgeburtsamenorrhoe).

621

Die Fähigkeit eines Mannes, einer Frau oder eines Paares, ein lebendgeborenes Kind hervorzubringen, ist die Fortpflanzungsfähigkeit1 (biologische Fruchtbarkeit). Das Fehlen dieser Fähigkeit nennt man Sterilität2. Die Empfängnisunfähigkeit3 und Zeugungsunfähigkeit10 sind wichtige, jedoch nicht die einzigen Gründe für Sterilität. Je nachdem, ob die Sterilität zeitweilig sich zeigt oder endgültig ist, unterscheidet man die zeitweise Empfängnisunfähigkeit4 bzw. die zeitweise Sterilität5 von der dauernden (vollständigen) Empfängnisunfähigkeit6 bzw. der dauernden (vollständigen) Sterilität7. Bei Frauen handelt es sich um primäre (totale) Sterilität8, sofern die Frau niemals fähig war, ein Kind zu empfangen, und um sekundäre Sterilität9, wenn diese Unfähigkeit erst nach der Geburt eines oder mehrerer Kinder auftritt.

622

Der Begriff zeitweise Sterilität (621-5) findet bisweilen auch dann Anwendung, wenn eine solche Empfängnisunfähigkeit der Frau überhaupt nicht pathologisch ist. Frauen haben während des Monatszyklus2, des Menstruationszyklus2, Zeiten der Empfängnisunfähigkeit1 weil eine Empfängnis generell nur wenige Tage um die Zeit des Eisprungs3, der Ovulation3, möglich ist. Die Zeit der Empfängnisunfähigkeit, die sich vom Zeitpunkt der Empfängnis (602-1) für die Dauer der Schwangerschaft und nach der Entbindung bis zum Wiedereinsetzen der Ovulation erstreckt und dabei von der Dauer des Stillens4 beeinflußt wird, wird insbesondere in mathematischen Modellen zur Reproduktion als nichtempfängnisbereite Periode5 bezeichnet. Auch das Auftreten anovulatorischer Zyklen6 (Monatsperioden ohne Eisprung) oder unnormale Amenorrhoen werden begrifflich der zeitweisen Sterilität zugeordnet. Die verminderte Fortpflanzungsfähigkeit7, Subfekundität7, gibt es in verschiedenen Altersgruppen. Bei sehr jungen Menschen sollte nicht von jugendlicher Sterilität8, sondern besser von verminderter Fortpflanzungsfähigkeit Jugendlicher8 gesprochen werden.

  • 5. Die Periode zwischen Entbindung und Wiedereinsetzen der Ovulation wird oft als Post-partum-Sterilität bezeichnet.

623

Werden die Begriffe Fruchtbarkeit1 und Sterilität2 nicht auf die Fortpflanzungsfähigkeit bezogen, sondern, wie es in der Demographie noch oft üblich ist, auf die Geburtenhäufigkeit (siehe hierzu 601) und Kinderlosigkeit2, so bringen sie zum Ausdruck, daß es im Beobachtungszeitraum Fortpflanzung gab oder nicht. Dauernde endgültige Kinderlosigkeit4 kann sich ab einem gewissen Alter oder ab einer bestimmten Ehedauer bis zum Ende des gebärfähigen Alters erstrecken. Beruht die fehlende Fortpflanzung auf der Willensentscheidung des Paares (503-8), überhaupt keine Kinder zu haben, so handelt es sich um freiwillige Kinderlosigkeit5.

624

Die Geburtenhäufigkeit der Paare (503-8) hängt von ihrem generativen Verhalten1 ab. Man unterscheidet in diesem Zusammenhang Geburtenplanung betreibende Paare2, planende Paare2, die versuchen, die Anzahl und das Spacing (612-1 *) von Geburten zu bestimmen, von den nicht Geburtenplanung betreibenden Paaren3, nicht planenden Paaren3. Familienplanung4 hat, da es auch das Spacing (612-1 *) umfaßt, einen breiteren Bedeutungsinhalt als Begrenzung der Kinderzahl4, womit nur die Bemühungen, die gewünschte Kinderzahl5 nicht zu überschreiten, gemeint sind. Ausdrücke wie Geburtenkontrolle6, Geburtenbeschränkung6, Geburtenverhütung6 sind weitere, synonyme Begriffe, die sich auf das Bemühen der Paare, nicht nur der verheirateten, beziehen, die Zahl der Geburten zu planen.

  • 5. Als ungewünschte Geburten werden jene bezeichnet, die nach Erreichen der gewünschten Kinderzahl noch geboren werden. Sie sind begrifflich von ungeplanten Geburten zu unterscheiden, die sich zu einem nicht beabsichtigten Zeitpunkt ereigneten.

625

Familienplanung beinhaltet den Gedanken der verantwortungsvollen Elternschaft1, der verantwortlichen Planung der Elternschaft1, d.h. das Bemühen, Anzahl und Spacing von Geburten in bestmöglichen Einklang mit den Interessen jeden Paares oder der Gesellschaft zu bringen. Die von einem Paar gewünschte Kinderzahl (624-5) oder erwartete Kinderzahl kann von der idealen Kinderzahl2 abweichen, die dieses Paar anläßlich einer Befragung nennt. Die gewünschte Kinderzahl und das Spacing der Geburten können wegen Planungsfehlern3 überschritten werden. Deren Häufigkeit hängt von der Verhütungseffizienz4 ab, die zwei Aspekte hat. Die theoretische Verhütungseffizienz5 gibt an, wie verläßlich eine Methode bei genauer Beachtung aller Anweisungen ist. Die praktische Verhütungseffizienz6 mißt die Zuverlässigkeit beim alltäglichen Gebrauch in einer bestimmten Bevölkerung. Unter Bezugnahme auf den Begriff der residuellen Empfängniswahrscheinlichkeit (638-7) wird sie gewöhnlich mittels der Ziffer der Planungsfehler7 gemessen, indem die Anzahl ungewünschter Empfängnisse zur Zeitdauer unter Empfängnisrisiko (613-1) in Beziehung gesetzt wird.

  • 4. Nicht zu verwechseln mit der demographischen Effizienz eines Familienplanungsprogramms (siehe 626-7).

626

Ein Familienplanungsprogramm1 hat die Aufgabe, Methoden der Empfängnisverhütung (627-1) in einer Gruppe von potentiellen Anwendern2, auch Zielbevölkerung2 genannt, bekannt zu machen und zu verbreiten. Ein Arbeitsteam für die Feldarbeit3 (u.a. Werbung, Motivation und Verteilung3) versucht, diese Bevölkerung zu erreichen und von der Familienplanung zu überzeugen. Der Erfolg des Programms kann mittels des Anteils der Neuanwender4, der Beteiligungsquote4 in der Zielbevölkerung gemessen werden. Für die Neuanwender wird außerdem die Weiterbeteiligungsquote5 nach Ablauf einer gewissen Zeit und der Komplementärwert, die Abbrecherquote6 oder drop-out-Quote6 berechnet. Schätzungen der Anzahl und des Anteils vermiedener Geburten7 zeigen die demographische Effizienz (625-4*) des Programms. Die Verbreitung von Empfängnisverhütung in einer Bevölkerung wird mittels der Anwenderquote8, der Quote der kontrazeptiven Beteiligung8 in einer relevanten Gesamtheit, wie Frauen im gebärfähigen Alter, geschätzt.

  • 6. Es handelt sich hier um die drop-out-Quote der Beteiligung an Familienplanung. Zu einer anderen Verwendung im Zusammenhang mit Bildungsbeteiligung siehe 347-2.
  • 8. Spezielle Erhebungen über Kenntnis (knowledge), Einstellungen (attitudes) und Anwendung (practice) von Empfängnisverhütung werden oft in Abkürzung der englischen Begriffe KAP-Studien genannt.

627

Unter Empfängnisverhütung1 Kontrazeption1 versteht man die Anwendung von Methoden zur Verhinderung einer Empfängnis (602-1) als Folge von Geschlechtsverkehr2 (Koitus, Kohabitation). Der Begriff beinhaltet auch die kontrazeptionelle Sterilisation (631-1). Methoden der Geburtenkontrolle3 ist ein weitergehender Begriff als Methoden der Empfängnisverhütung3, der Kontrazeption3, da er auch die Abtreibung (604-2) einschließt. Die Enthaltsamkeit4 (Abstinenz), insbesondere die periodische Enthaltsamkeit (628-4), zählt zu den Methoden der Empfängnisverhütung.

628

Gelegentlich gliedert man die Methoden der Empfängnisverhütung (627-3) in Methoden mit Hilfsmitteln1 und Methoden ohne Hilfsmittel2. Eine wichtige Methode der Empfängnisverhütung ohne Hilfsmittel ist der Coitus interruptus3, eine andere die Rhythmusmethode4 oder Knaus-Ogino-Methode4, welche auf periodischer Enthaltsamkeit4 an den empfängnisfähigen Tagen der Frau beruht und stattdessen die sicheren Tage5 (Periode geringer Empfängniswahrscheinlichkeit) nutzt. Sie wird zur Basaltemperaturmethode6, wenn die Frau durch regelmäßiges Temperaturmessen die sicheren Tage ermittelt.

  • 4. Als Oberbegriff für die Rhythmusmethode, die Basaltemperaturmethode und andere Techniken zur Bestimmung der Zeit des Eisprungs, wie neuerdings die Kontrolle des Cervixschleims, hat sich der Ausdruck natürliche Familienplanungsmethoden durchgesetzt.

629

Methoden mit mechanischen und chemischen Hilfsmitteln, die allein oder kombiniert angewendet werden, sind das Präservativ1 oder Kondom1 das Pessar2, das Diaphragma3, der Scheidenschwamm4 Gelees5, Zäpfchen6, Schaumtabletten7 und die Dusche8, Spülungen8 mit oder ohne Spermicide9, samentötende Mittel9. Außerdem gibt es verschiedene Arten des Intrauterinpessars10, abgekürzt als IUD10 bekannt, darunter die Spirale10, das Kupfer-T10 usw..

630

Die heute gebräuchlichste Methode mit Hilfsmitteln sind die oralen Kontrazeptiva1 die oralen Verhütungsmittel1. Die Wirkung der hormonalen Empfängnisverhütung2 oder der Empfängnisverhütung durch Steroide3 beruht auf der Verhinderung des Eisprungs (622-3) durch die regelmäßige Einnahme der sogenannten Pille4 oder auf Injektionen (Spritzen) oder Implantationen (Einpflanzungen).

631

Die Sterilisierung1 erfolgt i.d.R. durch chirurgischen Eingriff: beim Mann durch Vasektomie2 (Samenleiterdurchtrennung) und bei der Frau durch Tubenligatur4 (Eileiterdurchtrennung), durch Salpingektomie5 (Entfernung des Eileiters) oder durch Hysterektomie6 (Entfernung der Gebärmutter).

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