The Demopædia Encyclopedia on Population is under heavy modernization and maintenance. Outputs could look bizarre, sorry for the temporary inconvenience

Mehrsprachiges Demographisches Wörterbuch (zweite Ausgabe 1987)

11

Aus Demopædia
Wechseln zu: Navigation, Suche


Panneau travaux.png Warning : This page is under construction or needs deeper checking. As long as this shield is here, please consider its contents as provisional.

Please look at the discussion area of this page for deeper details.


Diese Seite ist ein Excerpt der zweiten Ausgabe des mehrsprachigen demographischen Wörterbuches.
Diese Warnung bitte löschen, wenn Sie sie ändern.
zurück nach Einführung | Vorwort | Index
Kapitel | Allgemeines index 1 | Begriffe und Methoden der Bevölkerungsstatistik index 2 | Bevölkerungsstand index 3 | Sterblichkeit und Krankheit index 4 | Eheschliessung und Ehelösung index 5 | Geburtenhäufigkeit, Fruchtbarkeit index 6 | Bevölkerungswachstum und Reproduktion index 7 | Räumliche Mobilität index 8 | Wirtschafts- und Sozialdemographie index 9
Section | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 20 | 21 | 22 | 23 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | 35 | 40 | 41 | 42 | 43 | 50 | 51 | 52 | 60 | 61 | 62 | 63 | 70 | 71 | 72 | 73 | 80 | 81 | 90 | 91 | 92 | 93

11

110

Die in der Demographie gebräuchlichen statistischen Einheiten1 lassen sich in zwei Kategorien aufteilen: in die demographischen Ereignisse (201-3) und in konkrete Einheiten. Zu letzteren zählt als eines der wichtigsten das Individuum2, die Person2, die man früher und im geeigneten Zusammenhang gelegentlich auch heute noch als Seele2 oder Kopf2 bezeichnet (siehe z.B. 902-7). Der Haushalt3 ist eine komplexe statistische Einheit. Diese sozio-ökonomische Einheit wird im Prinzip von einer Gesamtheit von Personen gebildet, die normalerweise zusammenleben, gewissermaßen um ein Herdfeuer3, eine früher übliche Bezeichnung. Die Haushaltsdefinitionen können von Land zu Land, selbst von Zählung zu Zählung unterschiedlich sein. Um die internationale Vergleichbarkeit zu ermöglichen, ist empfohlen worden, den Haushalt als eine Gruppe von Personen zu definieren, die zusammen in derselben Wohnung (120-1) wohnen und ihre Mahlzeiten gemeinsam einnehmen. Dabei werden im allgemeinen die Privathaushalte4 von den Anstaltshaushalten5 (siehe 310-7) unterschieden. Eine alleinlebende Person wird als Einpersonenhaushalt6 betrachtet. Ein Kostgänger7 ist weder mit den übrigen Haushaltsmitgliedern verwandt noch im Haushalt angestellt, sondern nimmt für gewöhnlich die Mahlzeiten im Haushalt mit ein. Ein Untermieter8 nimmt dagegen üblicherweise nicht an den Mahlzeiten des Haushaltsteil. Beide Kategorien können statistisch dem Haushalt entweder zugerechnet werden oder nicht.

111

Umfaßt ein Privathaushalt (110-4) mehrere Personen, so werden diese Haushaltsmitglieder1 und einer davon Haushaltsvorstand2 genannt, ohne daß jedoch einheitlich festgelegt wäre, wer als Haushaltsvorstand anzusehen ist. In manchen Fällen kann es der Haupternährer3, der Erhalter3, (A) die Person mit dem überwiegenden Beitrag zum Lebensunterhalt3 sein. Die meisten Erhebungsbogen enthalten eine Frage nach der Stellung zum Haushaltsvorstand4. Hierdurch wird eine Unterscheidung verschiedener Gruppen innerhalb eines zusammengesetzten Haushalts5, der Mitglieder von mehr als einer Kernfamilie (113-1) enthält, möglich. Ein zusammengesetzter Haushalt kann in mehrere Kerne6, einschließlich Kernhaushalt7 und nachgeordnete Teilhaushalte8 zerlegt werden. Üblicherweise werden Familien (112-1) als Kerne bezeichnet. Unter Haushaltsgröße11 versteht man die Anzahl der Personen, die einen Haushalt bilden.

  • 2. Um den Begriff des Haushaltsvorstands von seinem vermeintlichen frauenfeindlichen Ballast zu befreien, wird er neuerdings in der amtlichen Statistik durch den Ausdruck „Bezugsperson” ersetzt.
  • 5. Zu den zusammengesetzten Haushalten zählen insbesondere die Drei- und Mehrgenerationenhaushalte ohne und mit weiteren Haushaltsmitgliedern außerhalb der Generationenfolge, Zwei-Generationenhaushalte und Ein-Generationenhaushalte mit weiteren Personen im Haushalt, sowie Mehrpersonenhaushalte, die nur aus nicht geradlinig Verwandten oder nicht Verwandten bestehen.

112

Die Familie1 (siehe auch § 113 und § 11 5) muß sorgfältig vom Haushalt (110-3) unterschieden werden. Sie beruht auf Bindungen, die durch Heirat, Fortpflanzung oder Adoption entstehen, insbesondere wenn diese durch Recht oder Sitte sozial sanktioniert sind. In Gesellschaften europäischer Prägung beruht die Familie im wesentlichen einerseits auf der Beziehung zwischen den Ehegatten infolge Heirat und andererseits auf der verwandtschaftlichen Beziehung zwischen Eltern2 - Vater3 und Mutter4 - und ihren Kindern5 - Söhnen6 und Töchtern7.

  • 2. Eltern ist ein Pluralbegriff; im Singular verwende man Elternteil.

113

Eltern und ihre Kinder werden bisweilen Kernfamilie1 (vgl. auch 111-6 und § 115) genannt. Hinsichtlich ihrer gegenseitigen Beziehungen werden die Kinder desselben Paares Geschwister4 bzw., nach ihrem Geschlecht, Brüder2 oder Schwestern3 genannt. Haben die Kinder nur einen Elternteil gemeinsam, bezeichnet man sie als Halbbrüder5 und Halbschwestern6. Familienverbände, die neben einer Kernfamilie weitere Verwandte enthalten, werden als erweiterte Familien7 bezeichnet. Wichtige Formen sind die vertikal erweiterte Familie 8★, die Drei- und Mehrgenerationenfamilie 8★ und die horizontal oder lateral erweiterte Familie 9★, in der Geschwister mit ihrem Ehepartner und ihren Kindern zusammenleben. Die Drei- und Mehrgenerationenfamilie kann entsprechend dem geltenden Erbrecht Sonderformen wie die Stammfamilie 10★ bilden, bei der aus der Kindergeneration nur der Erbe mit seiner Familie bei den Eltern wohnen bleibt.

  • 5. Stiefbrüder (CH; engl. step brother). Ansonsten ist die Bezeichnung Stiefbruder nur in der durch Wiederheirat neugebildeten Familie, also in rekonstituierten Familien (engl. reconstituted family) üblich.
  • 6. Stiefschwestern. Siehe Fußnote 5 sinngemäß.

114

Zwei Personen, von denen eine von der anderen abstammt oder die zu den Nachkommen1 desselben Vorfahren2 gehören, sind Verwandte3 (Blutsverwandte). Die Gesamtheit solcher Personen nennt man die Verwandtschaft3. Der Verwandtschaftsgrad4 wird im allgemeinen bestimmt, indem man die Anzahl der Schritte berücksichtigt, die bis zum Erreichen eines gemeinsamen Vorfahren erforderlich sind. Es gibt allerdings verschiedene Berechnungsmethoden. Die Beziehung zwischen Eltern (im Sinne von 112-2) und ihren Kindern wird aus der Sicht der Kinder Kindschaft5, aus der Sicht des Vaters Vaterschaft6, bzw. aus der Sicht der Mutter Mutterschaft6 und aus der Sicht der Eltern Elternschaft6 genannt. Der Ausdruck Nachkommenschaft7 bezeichnet eigentlich die Gesamtheit der Kinder (112-5) derselben Person, desselben Paares oder auch einer Gruppe von Personen (siehe hierzu 116-3) oder Paaren, er wird jedoch auch im erweiterten Sinne von Nachkommen (114-1) benutzt. Die Verwandtschaft (114-3) unter Blutsverwandten ist zu unterscheiden von angeheirateter Verwandtschaft8, Verschwägerung8, Schwägerschaft (A)8, die infolge Eheschließung zwischen einem Individuum und seinem Ehepartner und/oder der Verwandtschaft des Ehepartners entsteht. Im alltäglichen Sprachgebrauch werden freilich die angeheirateten Verwandten recht oft zur Verwandtschaft gerechnet.

115

Im technisch-demographischen Sprachgebrauch ist die Familie eine statistische Einheit. Die Definition der Familie im bevölkerungsstatistischen Sinne1 ist von Land zu Land unterschiedlich. Oft handelt es sich um diejenigen Mitglieder eines Haushalts (110-3), die durch Abstammung, Adoption oder Eheschließung miteinander verbunden sind. Ein Haushalt kann, muß aber nicht eine Familie enthalten. Eine Familie im bevölkerungsstatistischen Sinne kann in nicht mehr als einem Haushalt leben, während ein Haushalt mehrere Familien umfassen kann. In einigen Ländern entspricht die Familie im bevölkerungsstatistischen Sinne der Kernfamilie (113-1); in anderen (so in der Bundesrepublik Deutschland) geht man zusätzlich von einem Familienkern2 aus bzw. vermutet ihn: Als Familien gelten Ehepaare ohne und mit Kindern, Verwitwete oder Geschiedene ohne oder mit Kindern sowie Ledige mit Kindern. Ehepaare mit Kindern werden als vollständige Familien  3★, Ledige, Verwitwete bzw. Geschiedene mit Kindern als unvollständige Familien  4★ bezeichnet. Ehepaare, Verwitwete oder Geschiedene, die im Zeitpunkt der Befragung keine Kinder mehr im Haushalt haben, können, falls Kinder jemals vorhanden waren, als Restfamilie  5★ bezeichnet werden. Sofern diese Familientypen einen Haushalt bilden, handelt es sich um einen Familienhaushalt  6★.

116

In der demographischen Literatur hat der Begriff Generation1 im Sinne von Geburtsjahrgang1 eine bestimmte Bedeutung, indem er sich auf eine Gruppe von Personen bezieht, die alle in einem bestimmten gleichen Zeitraum (meistens ein Kalenderjahr) geboren wurden. Der allgemeine Begriff Kohorte2, Jahrgang2, auch Jahrgangsgruppe2 bezeichnet eine Gesamtheit von Personen, die alle ein bestimmtes Ereignis in einem bestimmten gleichen Zeitraum erlebt haben: eine Geburtskohorte ist somit ein Synonym für Generation, Geburtsjahrgang im Sinne von 116-1, ein Ehejahrgang oder eine Eheschließungskohorte ist eine Gruppe von Personen, die im gleichen Zeitraum geheiratet haben usw. In der Demographie wie in der Genealogie (215-12) kann das Wort Generation3 auch die Nachkommenschaft (114-7) einer Generation im Sinne von 116-1 bedeuten. Eingebürgerte feste Begriffe hierzu sind z.B. die junge oder nachwachsende Generation  6★, die mittlere Generation  7★ und die ältere Generation  8★, wobei die Altersgrenzen oft vage bleiben und deshalb einer Präzisierung bedürfen. Es hat sich auch durchgesetzt, die im Inland geborenen Nachkommen von Ausländern oder Einwanderern als zweite Generation  9★ zu bezeichnen. Gelegentlich befaßt man sich auch mit der dritten oder vierten Generation. Schließlich nennt man die Gruppe der Personen, die in Jahren mit besonders hohen (niedrigen) Geburtenzahlen geboren wurden, geburtenstarke Jahrgänge  10★ bzw. geburtenschwache Jahrgänge  11★. Bisweilen bezeichnet man eine Generation aus Personen des gleichen Geschlechts als Männergeneration4, Männerjahrgang4 bzw. Frauengeneration5, Frauenjahrgang5 und im Zusammenhang mit der Berechnung des durchschnittlichen Generationenabstands (713-1) die Elterngeneration als Generation der Väter4 bzw. Generation der Mütter5.

  • 10. Im Englischen: baby boom generation; im Französischen: génération pleine.
  • 11. Im Englischen: baby bust generation; im Französischen: génération creuse.

* * *

zurück nach Einführung | Vorwort | Index
Kapitel | Allgemeines index 1 | Begriffe und Methoden der Bevölkerungsstatistik index 2 | Bevölkerungsstand index 3 | Sterblichkeit und Krankheit index 4 | Eheschliessung und Ehelösung index 5 | Geburtenhäufigkeit, Fruchtbarkeit index 6 | Bevölkerungswachstum und Reproduktion index 7 | Räumliche Mobilität index 8 | Wirtschafts- und Sozialdemographie index 9
section | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 20 | 21 | 22 | 23 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | 35 | 40 | 41 | 42 | 43 | 50 | 51 | 52 | 60 | 61 | 62 | 63 | 70 | 71 | 72 | 73 | 80 | 81 | 90 | 91 | 92 | 93